Buchrezension: Martin Limbeck: Dodoland - Uns geht’s zu gut! Warum wir alle wieder mehr leisten müssen

Erschienen im Ariston Verlag, München, 2022, 240 Seiten

© Cover: Ariston Verlag

Buchrezension: Martin Limbeck: Dodoland - Uns geht’s zu gut! Warum wir alle wieder mehr leisten müssen

APD
Ostfildern

Lob des Fleißes

Deutschland muss wieder mehr tun, um Weltspitze zu bleiben. Limbeck attestiert: „Die Mehrheit bringt gar nichts zustande … Es gibt ein paar ganz wenige, die fleißig sind und die den Laden am Laufen halten“ (S. 12). Nur 13 Millionen Menschen würden reale Werte schaffen, die dann im Land (um)verteilt würden. Sein großer Kritikpunkt: Es gebe zu viel unproduktive Arbeit, die „eben nicht den ,Begriff‘ Arbeit“ verdient (S. 14) und einen öffentlichen Dienst, der mit den erwirtschafteten Steuern nicht klug umgehe (S. 14). Die Folge sei, der Staat blute aus. Auf Dauer könnten wir uns demnach unser ohnehin schon umfangreichstes und teuerstes Sozialsystem der Welt (S. 60) nicht mehr leisten.

Zum Inhalt

Das Buch besteht aus drei Teilen, das mit Vorwort und Nachwort auf knapp 240 Seiten kommt. Teil eins widmet sich der Zustandsbeschreibung: „Loser! Ein Land in der Hängematte.“ Es ist eine Reise durch das Land der vollen Kühlschränke, in der jeder nur auf das Seine sieht und während seiner ständigen Sinnsuche seinen Beitrag nicht erbringt. Währenddessen wartet man auf die Rente oder mogelt sich mehr oder weniger ehrlich durch. Im zweiten Teil „Abpfiff! Was passiert, wenn keiner mehr was leisten will“ werden die Konsequenzen dieser Leistungsverweigerung beschrieben. China übernimmt das Steuer, Digitalisierungsrückstand, Verschuldung und Verstaatlichung zehren den Wohlstand auf und verstärken die Abwanderung der Industrie und Leistungsträger. Teil drei redet Klartext! Und wirbt für eine neue Leistungskultur. Deutschland benötigt eine neue Haltung, neue Vorbilder, weniger Staat und mehr Ideen.

Zum Punkt

Der Autor schimpft ungeniert und deutlich. Viele Bürger seien schlaff und träge, die Begriffe „Solidarität“ und „Teilhabe“ sein komplett verwässert, er attestiert „erlernte Hilflosigkeit“ und findet die im Kern sozialistische Klimabewegung ziemlich „bescheuert“ (S. 57). Das laute Gepolter wirkt auf Dauer etwas ermüdend. Doch bei aller Pauschalierung betont Limbeck: „Es gibt immer Ausnahmen, die die Regel bestätigen“ (S. 20) und liefert Beispiele aus dem Leben. Diese vielen Geschichten machen das Lesen unterhaltsam, liefern aber auch ein tendenziöses Bild der Realität. Erstaunlich ist: Hier ist ein Buch über Wirtschaft, dass (fast) ohne Zahlen auskommt.

Auch sonst ist das Buch herrlich anders. Schon der Stil des Buches zeigt Limbeck pur: Provokant, bewusst polemisch, brutal ehrlich mit sich selbst und mit dem Lesenden. Biss und Mut zeugen vom unbändigen Gestaltungswillen des einstigen Bergmannskindes, das auf einem Campingplatz am Niederrhein groß geworden ist und ebendort nun in einer Villa lebt. Nach der Lektüre kommt man nicht umhin, dem Selfmademillionär recht zu geben. Die Gesellschaft muss den Blick für Wertschöpfung wieder neu lernen, „damit wir alle von etwas leben können“ in der Zukunft (S. 17). Sonst sterben wir aus, wie die Dodos auf Mauritius.

Claudia Mohr

Die Rezension kann als Dokument heruntergeladen werden: https://www.apd.info/wp-content/uploads/2023/02/Rezension-Limbeck-Dodoland.pdf