Adventisten in Deutschland planen Schritte zur Zusammenlegung ihrer überregionalen Verbände

Bei der gemeinsamen Sitzung der Delegierten des Nord- und Süddeutschen Verbandes der Adventisten in der Zeltplatz-Arena in Friedensau.

© Foto: Steve Kamatis / APD

Adventisten in Deutschland planen Schritte zur Zusammenlegung ihrer überregionalen Verbände

APD

Auf Antrag der Mittelrheinischen Vereinigung (die Verwaltungsgemeinschaft der adventistischen Gebietskörperschaften in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland) beschlossen die Delegierten des Süddeutschen Verbandes in einer getrennten Sitzung „die Verbandsausschüsse im SDV und NDV zu bitten, zeitnah die verfassungsgemäß notwendigen Schritte und Beschlüsse vorzubereiten, um die organisatorische Einheit unserer Freikirche in Deutschland herzustellen.“ In schriftlicher Abstimmung votierten 183 Delegierte mit Ja, es gab 102 Gegenstimmen. Bereits 2017 sprachen sich die Delegierten des Norddeutschen Verbandes auf ihrer turnusgemäßen Tagung mit großer Mehrheit (160 Ja-, 47 Nein-Stimmen) dafür aus, die beiden deutschen Verbände mittelfristig zusammenzulegen.

Trend zur verstärkten Zusammenarbeit

Damit setzt sich der Trend zur verstärkten Zusammenarbeit der beiden adventistischen Verbände in Deutschland fort. Neben einer deutschlandweiten gemeinsamen Finanzverwaltung für die Freikirche existieren schon seit längerem bundesweite Einrichtungen, wie das Religionspädagogische Institut (RPI), das Institut für Weiterbildung (IfW), der Deutsche Verein für Gesundheitspflege (DVG), das Advent-Wohlfahrtswerk, die Presse- und Informationsstelle, das Referat für zwischenkirchliche Beziehungen, die Zentralstelle für Weltanschauungsfragen und das Referat Kriegsdienstverweigerung. Ebenfalls gibt es nur noch ein Zentrallager in Deutschland für den Materialbedarf der Ortsgemeinden. 2016 ist für beide Verbände zum ersten Mal ein gemeinsamer Finanzvorstand gewählt worden.

Auf der Delegiertentagung wurde ebenfalls beschlossen, alle Leitungspositionen – mit Ausnahme der Präsidenten – für beide Verbände in Personalunion zu besetzen (s. Meldung von gestern: https://www.apd.info/2022/05/17/adventisten-in-deutschland-waehlen-freikirchenleitung/) Ebenfalls soll nach einem Anfang Dezember 2020 gefassten Beschluss der Exekutivausschüsse beider Verbände eine gemeinsame Verwaltungsdienststelle für beide Verbände geschaffen werden, die ihren Sitz in Darmstadt haben wird.

 Adventistische Organisationsstruktur

Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland ist Teil einer weltweit organisierten Kirche. Deren örtliche Adventgemeinden in einem oder mehreren Bundesländern sind zu einer regionalen Verwaltungsgemeinschaft (Vereinigung) zusammengeschlossen. Mehrere Vereinigungen bilden als überregionale Kirchenleitung einen Verband. Den Verbänden global übergeordnet ist die Generalkonferenz als weltweite Kirchenleitung. Die Generalkonferenz unterhält als Abteilungen (Divisionen) insgesamt 13 teilkontinentale Kirchenleitungen. Für die deutschen Adventisten ist die Intereuropäische Division mit Sitz in Bern/Schweiz zuständig. Ursprünglich gab es in Deutschland den Ostdeutschen, Westdeutschen und Süddeutschen Verband. Schon Mitte der 1980er- Jahre hat es erste Empfehlungen gegeben, den West- und Süddeutschen Verband, und nach der Wiedervereinigung Deutschlands auch den Ostdeutschen Verband, zu einem Verband zusammenzulegen. Jedoch haben sich 1992 lediglich der Ost- und Westdeutsche Verband zum Norddeutschen Verband zusammengeschlossen.

Weitere Beschlüsse

Auf Antrag der Verwaltungsgemeinschaft Berlin-Mitteldeutsche Vereinigung beschlossen die Delegierten des Norddeutschen Verbandes, bei Sanierungen und Neubauten von kirchlichen Gebäuden auf Nachhaltigkeit zu achten und die ökologischen Aspekte des Betriebs zu berücksichtigen und entsprechende Fördergelder in Anspruch zu nehmen. Außerdem wird in die Verfassung des Norddeutschen Verbandes ein Passus zur Förderung der Gleichstellung eingefügt. Dafür stimmten mehr als zwei Drittel der NDV-Delegierten.

Weniger Mitglieder, stabile Finanzen

Aus dem Konferenzbericht geht hervor, dass die Zahl der adventistischen Kirchenmitglieder in den letzten fünf Jahren leicht von 34.948 auf 34.285 gesunken ist. Auch die Zahl der adventistischen Kirchengemeinden sank von 555 auf 546. Die finanzielle Lage der Verbände ist stabil geblieben.

Krankenhäuser, Schulen, Medien und soziale Aktivitäten

Die Freikirche in Deutschland betreut durch ihren Jugendverband rund 5.000 Pfadfinder, Teenager und Jugendliche. Sie ist in jedem Bundesland eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie unterhält das Berliner Gesundheitsnetzwerk Waldfriede mit dem gleichnamigen Krankenhaus der der Klinik „Nikolassee“, die Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg, das Schulzentrum Marienhöhe in Darmstadt, sowie weitere Grund- und Realschulen sowie Kindergärten. Das Advent-Wohlfahrtswerk e. V. ist Träger von Seniorenheimen, Kindergärten, Hospizen und weiteren sozialen Einrichtungen. Auch das Medienzentrum Hope Media Europe in Alsbach-Hähnlein bei Darmstadt, mit dem Sender Hope TV, der Hope-Hörbücherei und dem Hope Bibelstudien-Institut sowie der Advent-Verlag, Lüneburg, stehen unter adventistischer Leitung. Der Deutsche Verein für Gesundheitspflege setzt sich in Regionalgruppen sowie u. a. durch Seminare und die Ausbildung von Gesundheitsberatern für die Gesundheitsförderung ein. Die Entwicklungshilfeorganisation ADRA Deutschland gehört zum weltweiten ADRA-Netzwerk und ist in vielen Ländern mit humanitären Hilfsprojekten engagiert.