Persönlicher Glaube und soziales Gemeinschaftsgefühl der Adventisten während der Corona-Pandemie stabil geblieben

Während der Corona-Pandemie besuchten deutlich weniger Gläubige die Gottesdienste ihrer Gemeinde (hier ein Blick in den Versammlungsraum einer Nürnberger Adventgemeinde).

© Foto: Erika Moisan

Persönlicher Glaube und soziales Gemeinschaftsgefühl der Adventisten während der Corona-Pandemie stabil geblieben

APD

Der Umfrage zufolge hat Corona-Pandemie ihre Spuren auch bei Adventisten hinterlassen. Das seelische Wohlbefinden der Adventisten (gemäß dem WHO-5-Index) sei während des ersten Lockdowns höher gewesen als zwischen Dezember 2021 und Februar 2022. Inzwischen sei das seelische Wohlbefinden wieder genauso hoch wie vor der Pandemie.

Das spirituelle Wohlbefinden (SpWb-5) habe sich über die Zeitspanne nicht verändert. Das Interesse an religiösen Themen, die Häufigkeit des persönlichen Gebets, der persönlichen Andacht und das Vertrauen in Gott hätten laut Umfrageergebnis nicht abgenommen.

Mehr Zeit für Stille und Besinnung

Der persönliche Glaube und die soziale Gemeinschaft unter Adventisten seien stabil geblieben. Adventisten hätten sich in der Pandemie mehr Zeit für Beziehungen zu ihren Familien und Freunden genommen und diese Kontakte auch intensiver wahrgenommen. Die Verbundenheit miteinander sei wichtiger und stärker geworden, der Umgang miteinander freundlicher.

Durch eine verstärkte Nutzung der digitalen Medien seien Adventisten mit Freunden und Bekannten verbunden geblieben, hätten weiterhin an der Welt teilgenommen, sich inspirieren und anregen lassen. Sie hätten häufiger an digitalen Gottesdiensten und Andachten teilgenommen. Ferner hätten sie sich bewusster und intensiver mit sich selbst auseinandergesetzt, stärker auf das geachtet, was ihnen im Leben wirklich wichtig sei, die Natur intensiver wahrgenommen sowie mehr Zeit für Stille und Besinnung gefunden.

Das Gefühl, dass Gott fern sei, obwohl man sich um ihn bemühe, das Gefühl, von Gott verlassen zu sein, geistlich leer zu sein oder auf Gebete keine Antwort zu finden (geistliche Trockenheit, SDS-6) sei im Laufe der Pandemie in seiner Häufigkeit gleich geblieben (es betreffe 14 Prozent der Befragten).

„Das stärkere Nachdenken über sich selbst und den Sinn des Lebens, die Zeiten der Stille und Besinnung sowie der Naturverbundenheit stehen in einem engen Zusammenhang mit der seelischen und geistlichen Gesundheit“, schreibt Studienleiter Klaus van Treeck (IKL) der zusammen mit dem Mediziner Professor Arndt Büssing (Universität Witten/Herdecke) und Lorethy Starck (IKL) die Studie konzipierte und auswertete. „Es verdichten sich die Hinweise darauf, dass die Reaktion auf die Corona-Pandemie in einem hohen Maß von der Fähigkeit abhängt, selbstbestimmt auf positive – interne und externe – seelische, soziale und spirituelle Ressourcen zugreifen zu können (ressourcenorientiertes Selbstmanagement) sowie Ängste und Furcht emotional zulassen zu können“, so Klaus van Treeck in Adventisten heute.

Einstellung der Adventisten zu Corona-Maßnahmen

Die Umfrage enthielt auch Fragen zur persönlichen Haltung gegenüber den die persönliche Freiheit einschränkenden Corona-Schutzmaßnahmen. Frauen und Männer unterscheiden sich in ihren Positionen zu den Empfehlungen, Maßnahmen und Regeln unter Corona nicht voneinander, so das Ergebnis der Umfrage. Personen über 60 Jahre und Familien ohne minderjährige Kinder neigten zu einer höheren Akzeptanz der Corona-Schutzmaßnahmen. Adventisten, deren Herkunftsland in osteuropäischen Regionen liegt, tendierten zu einer kritischeren Haltung den Einschränkungen gegenüber.

62 Prozent der Teilnehmenden waren zum Zeitpunkt der Studie bereits geimpft, 5 Prozent überlegten noch und 22 Prozent wollen sich nicht impfen lassen; 11 Prozent hätten keine Angaben gemacht. 74 Prozent seien bis Ende Februar nicht an COVID-19 erkrankt. 78 Prozent gaben an, sich an die Corona-Maßnahmen und Beschränkungen ihrer Adventgemeinde zu halten, 5 Prozent akzeptieren sie nicht, 7 Prozent nur bedingt; 10 Prozent haben dazu keine Angaben gemacht.

51 Prozent seien gern dazu bereit gewesen, sich im Gottesdienst einzuschränken, um es auch Risikopersonen zu ermöglichen, den Gottesdienst zu besuchen. Etwa auf ein Drittel der Befragten trifft das mit Einschränkungen zu. 4 Prozent seien nicht dazu bereit, 11 Prozent hätten dazu keine Angaben gemacht.

17 Prozent beschäftigten sich regelmäßig mit Internet-Beiträgen und Informationen, die eine kritische Haltung zu Corona-Impfungen und Schutzmaßnahmen einnehmen. Auf ein Drittel treffe das überhaupt nicht zu. 40 Prozent stimmen dieser Aussage etwas oder kaum zu; 10 Prozent machten keine Angabe.

62 Prozent der Studienteilnehmer stellten in ihren Gemeinden Konflikte oder Spaltungen bezüglich der Corona-Schutzmaßnahmen fest (darunter 39 Prozent starke und 23 Prozent etwas Zustimmung). Ein Viertel stimmte teils-teils oder kaum zu; 10 Prozent machten keine Angaben dazu, 4 Prozent erlebten keine Konflikte oder Spaltungen.

Über die Studie

Die Studie wurde von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland angeregt. Erste Ergebnisse der Studie wurden im März 2022 zur wissenschaftlichen Veröffentlichung eingereicht. Nach Veröffentlichung ist der wissenschaftliche Artikel mit Referenzen und Tabellen auch auf der Website des Instituts für ganzheitliches Wohlbefinden, Spiritualität und Resilienz einsehbar. (www.kraftvoll-leben.info)

Ergebnisse früherer Umfragen

Diese Umfrage ist bereits die zweite Studie zum ganzheitlichen Wohlbefinden unter Adventisten in der Corona-Pandemie Der APD berichtete am 9. Juni 2020 von einer vergleichbaren Untersuchung des IKL in der ersten Welle der Corona-Pandemie. Damals übte die Pandemie einen geringen Einfluss auf das seelische, geistliche und soziale Wohlbefinden der Adventisten in Deutschland aus, so das Ergebnis der Umfrage. Siehe https://www.apd.info/2020/06/09/corona-mit-geringem-einfluss-auf-deutsche-adventisten/.

Laut einer ähnlichen Studie des Mediziners Arndt Büssing unter der allgemeinen Bevölkerung, die im Januar 2022 veröffentlicht wurde, habe das Vertrauen in eine höhere Macht und das Gebet als Ressource im Alltag vom ersten Lockdown bis zur vierten Infektionswelle Ende des Jahres 2021 deutlich abgenommen. Viele Menschen hätten ihren Halt im christlichen Glauben verloren, so Büssing. Von diesen Menschen hätten sich zudem viele einsam und sozial isoliert gefühlt. Das Interesse an Spiritualität sei nach der zweiten Corona-Welle deutlich zurückgegangen. Das könne zum Beispiel daran liegen, dass auch das Kirchen- und Gemeindeleben eingeschränkt war. Befragungen hätten gezeigt, dass viele Gläubige zudem enttäuscht waren, dass ihre Kirche oder Gemeinde keine Antworten oder zu wenig Zuspruch lieferten. Siehe https://www.apd.info/2022/01/27/studie-im-verlauf-der-pandemie-verlieren-menschen-halt-im-christlichen-glauben/