Die Hoffnung der Christen sei es immer gewesen, dass es zu einer „Befreiung ohne Waffengewalt" kommt, betonte der Bischof: "Wir möchten die sichere Befreiung der kleinen Städte und Dörfer der Ninive-Ebene, wo die Christen und ihre Vorfahren seit 2.000 Jahren zu Hause sind.“
Die IS-Terroristen hätten vieles zerstört, die Dörfer, die Kirchen, die Moscheen, die Kunstwerke. Aber die Schuld liege auch bei jenen, die den Terroristen „Waffen und Munition verkauft" und ihnen auf dem Schwarzmarkt das illegal geförderte Erdöl abgenommen hätten. „Die Welt hat nur zugeschaut", bedauerte Bischof Warduni: „Es hätte genügt, den Terroristen keine Waffen zu verkaufen, es hätte genügt, ihnen die Finanzquellen abzuschneiden". Aber niemand habe sich gerührt und so sei der vorübergehende Sieg des Bösen möglich gewesen.
In der jetzigen Phase des Kampfes um Mosul und die Ninive-Ebene sei es wichtig, „dass nicht eine ethnische Gruppe über die andere triumphiert, dass es keine Racheakte gibt", betonte der Bischof. Leider sei zu befürchten, dass es anders kommt, es fehle der humane Geist, der „wahrhaft religiöse Geist". Wenn es so komme, wäre das eine „große Katastrophe" für den Irak, „wie in Aleppo und anderswo".
Die Rückkehr der Christen nach Mosul und in die Städte und Dörfer der Ninive-Ebene könne beim Prozess der nationalen Versöhnung hilfreich sein, so Bischof Warduni. Aber noch sei es zu früh, darüber zu spekulieren. Solange es Hass und Rache gebe, sei daran nicht zu denken.
Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk, Yousif Thomas Mirkis, teilte mit, dass er für die Zivilbevölkerung von Mosul bete. Erzbischof Mirkis hat in den beiden letzten Jahren vielen Familien geholfen, die aus Mosul fliehen mussten. Bei der jetzigen Großoffensive der irakischen Armee, der kurdischen „Pesch Merga" und verschiedener Milizen gebe es zwar ein eklatantes Übergewicht über die Einheiten der IS („Daesch")-Terroristen. Aber es sei zu befürchten, dass die Terroristen bis zuletzt Widerstand leisten und möglicherweise Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde missbrauchen werden. Je länger die militärischen Operationen zur Zerschlagung der Terrortruppe dauern, umso mehr zivile Opfer werde es geben.
Erzbischof Mirkis betonte, dass zehntausende vertriebene Christen aus Mosul und der Ninive-Ebene vor zwei Jahren in der Erdölmetropole Kirkuk und in Suleimaniya Zuflucht gefunden haben. Mit Unterstützung vor allem aus Frankreich und Deutschland sei es möglich gewesen, allein in Kirkuk 800 Familien eine würdige Wohnmöglichkeit zu verschaffen und 550 Jugendlichen ein Weiterstudium an der Universität zu ermöglichen. Diese Sorge um die Jugend sei besonders wichtig, so der Erzbischof: „Denn beim Wiederaufbau des Irak müssen auch die Christen mithelfen".
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