Neues Gesetz in Russland: Adventistische Kirche will Mitgliedern beistehen

Das im Rahmen des Anti-Terror-Gesetzespakets am 7. Juli von Präsident Putin unterzeichnete neue Gesetz, welches Missionstätigkeit einschränkt, trat am 20. Juli in Kraft. Adventistische Kirchenleiter in Russland äußerten die Hoffnung, dass dieses Gesetz nicht gegen evangelistische Bemühungen ihrer Kirche angewendet werde. Sie seien aber bereit, Kirchenmitgliedern, die der Übertretung angeklagt würden, beizustehen, teilte Adventist Review (AR, nordamerikanische Kirchenzeitschrift) mit.

Das neue Gesetz beschränke religiöse Aktivitäten auf registrierte kirchliche Gebäude und verbiete das freie Verteilen von religiöser Literatur. Übertretungen könnten bei Einzelpersonen mit Bußgeldern bis zu 50.000 Rubel (700 Euro) und bei Organisationen bis zu einer Million Rubel (14.000 Euro) bestraft werden.

„Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten sowie andere christliche Kirchen in Russland widersetzen sich Extremismus und Terrorismus“, heißt es in einer Mitteilung der teilkontinentalen adventistischen Kirchenleitung (Euro-Asia Division, ESD) mit Sitz in Moskau. „Es versteht sich von selbst, dass es für Regierungen wichtig und notwendig ist, Maßnahmen zu ergreifen, die Extremismus und Terrorismus bekämpfen. Wir hoffen aber, dass dieses Gesetz ausschließlich auf terroristische und extremistische Organisationen und jene angewendet wird, die deren Auffassungen teilen“, heißt es in der Stellungnahme der ESD-Kirchenleitung. Diese hatte im Vorfeld der Gesetzes-unterzeichnung an Präsident Putin appelliert, das Gesetz nicht zu unterzeichnen.

Es stelle sich nun die Frage, wie das neue Gesetz angewandt werde und ob diese Anwendung Artikel 28 der Russischen Verfassung verletze: „Jedem wird die Gewissensfreiheit und die Glaubensbekenntnisfreiheit garantiert einschließlich des Rechts, sich allein oder gemeinsam mit anderen zu einer beliebigen Religion zu bekennen oder sich zu keiner zu bekennen, religiöse und andere Überzeugungen frei zu wählen, zu haben und zu verbreiten sowie nach ihnen zu handeln.“ (Übersetzung: Lehrstuhl Prof. Dr. Martin Fincke, Passau)

Zusammenarbeit protestantischer Kirchen
Laut der Stellungnahme der adventistischen Kirchenleitung würden lokale Kirchenleiter unverzüglich Kontakt mit den zuständigen örtlichen Behörden suchen, um Bedenken bezüglich der Verletzung verfassungsmäßiger Rechte von Kirchenmitgliedern anzusprechen und gemeinsam mit ihnen nach Lösungen zu suchen. „Wenn die verfassungsmäßigen Rechte der Gläubigen verletzt werden, wird die Kirchenleitung jede erdenkliche Hilfe und Unterstützung bieten“, so die ESD-Kirchenleitung.

Die adventistische Kirchenleitung in Russland werde gemeinsam mit anderen protestantischen Kirchen zusammenarbeiten, um mögliche Verletzungen der Verfassung zu verhindern. Sie rief dazu auf, für Putin und Russland zu beten: „Wir beten weiterhin für den russischen Präsidenten als Garant der verfassungsmäßigen Rechte russischer Bürger. Wir bitten, weiter um die Verhinderung jeglicher Verletzung der Rechte und Freiheiten der Gläubigen in unserem Land zu beten, als auch für die Behörden, die für die Einhaltung der Gesetze verantwortlich sind."

Gebiet der Eurasischen Kirchenleitung der Adventisten umfasst elf Zeitzonen
Die Weltkirchenleitung der mehr als 19 Millionen Siebenten-Tags-Adventisten hat global dreizehn teilkontinentale Kirchenleitungen. Mitgliedermäßig ist die Eurasische Kirchenleitung ESD, mit Sitz in Moskau/Russland, die zweitkleinste der dreizehn teilkontinentalen Kirchenleitungen, gebietsmäßig ist sie aber riesig. Es gehören dreizehn Länder zu ihrem Gebiet, das elf Zeitzonen umfasst. Im Wesentlichen gehören zur ESD-Kirchenleitung Staaten der ehemaligen Sowjetunion mit Moldawien, Weißrussland und der Ukraine im Westen bis in die Gebiete des äußersten Ostens Russlands, am Beringmeer.

In diesen dreizehn Ländern mit 280 Millionen Einwohnern gibt es rund 2.000 adventistische Kirchgemeinden. Im Gebiet der ESD-Kirchenleitung gibt es 140.000 erwachsen getaufte Adventisten, 45 Prozent davon leben in der Ukraine. In Tula/Russland betreiben die Adventisten die „Zaoksky Adventist University“, ungefähr 120 Kilometer südlich von Moskau.

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