Religionsfreiheit in Spanien und Frankreich
Die politische Entwicklung der Religionsfreiheit in Spanien von der mittelalterlichen Inquisition bis zur Gegenwart beleuchtete David Kramer, der selbst einige Jahre in Gemeindegründungsprojekten in Spanien tätig war. Kramer wies auf die enge Verquickung von spanischer Politik und römisch-katholischer Kirche, deren Folgen bis weit in das 20. Jahrhundert spürbar gewesen seien, hin: „Die Kirche war eine schlechte Kirche, weil sie sich staatlich gebärdete. Der Staat war ein schlechter Staat, weil er sich mit kirchlichen Federn schmückte“, so Kramer.
Norbert Laffin, Pastor und Gemeindegründer in der Normandie/Frankreich, gab einen Überblick über die politische Situation evangelischer Christen in Frankreich von der Reformation bis zur Gegenwart. Er sei dankbar für eine in der Geschichte nie gekannte Religionsfreiheit. „Evangelikal“ sei in Frankreich kein Unwort. Laffin wies aber auch auf notwendige Wachsamkeit gegenüber dem Staat hin: Die in Frankreich praktizierte Trennung von Religion und Politik (Laizität) dürfe nicht uminterpretiert und zu einer „religionsfeindlichen Laizisme“ werden.
Darf Religion tolerant sein?
Mit der Absolutheit religiöser Geltungsansprüche beschäftigte sich das Referat von Dr. Heinzpeter Hempelmann, Professor für Systematische Theologie und Philosophie an der Ev. Hochschule TABOR in Marburg. Religion sei deshalb gefährlich, weil sie Aussagen treffe, die absolute, universale und exklusive Geltung beanspruchen. Versuche, Religion durch Umgestaltung zu „domestizieren“, also tolerant und zahm zu machen, gingen am Kern der Religion vorbei. Hempelmann sprach sich deshalb für den „Weg einer schwachen Theologie“ aus: Auf alle Formen von Dominanz sollte verzichtet werden. Christen sollten zwischen „Persontoleranz und Sachtoleranz“ unterscheiden und „die Wahrheit in Liebe“ bekennen.
Menschenrechte und Mission
Dr. Christof Sauer, Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, Kapstadt/Südafrika, und Professor für Religions- und Missionswissenschaft an der Evangelisch Theologischen Faculteit Leuven/Belgien, stellte die Bedeutung von vier neueren Dokumenten über christliche Verständigung zum Thema Religionsfreiheit vor: „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ aus dem Jahr 2011, „The Global Charter of Conscience“ von 2012, die „Tirana Botschaft“ zu Diskriminierung, Verfolgung, Martyrium von 2015 und die „Marcham Message“ zum Thema Frauen und Verfolgung aus dem Jahr 2016.
Die Vorträge des Symposiums sollen in einem Tagungsband erscheinen. Die Internationale Hochschule Liebenzell ist eine staatlich anerkannte Fachhochschule , die Bachelor- und Masterstudiengänge in Theologie, Gemeindepädagogik und Soziale Arbeit anbietet. Sie steht unter der Trägerschaft der Liebenzeller Mission gGmbH.
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