Weltsynode der Adventisten begrüßt Überwindung der Kirchenspaltung in Ungarn

Die Delegierten der vom 2. bis 11. Juli in San Antonio, Texas/USA, tagenden 60. Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten haben die Überwindung der adventistischen Kirchenspaltung in Ungarn begrüßt. Sie hießen eine Gruppe von Leitern der „Christlichen adventistischen Gemeinschaft“ (KERAK) herzlich willkommen.

Pastor Raafat Kamal, Präsident der adventistischen Kirchenleitung in Nord- und Südosteuropa, stellte die Leiter der Gruppe vor und sprach davon, dass Gott den Prozess gesegnet habe, die adventistischen Gläubigen in Ungarn wieder zusammenzubringen. Er forderte die Delegierten auf, „diese Brüder und Schwestern mit offenen Armen anzunehmen“. Der Präsident der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Adventisten, Pastor Ted N. C. Wilson, sprach ein Gebet und bat Gott, dass der Geist der Versöhnung, der sich in Ungarn gezeigt habe, auch an anderen Stellen der Welt wirksam werde.

Mit der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Vergangenheitsbewältigung und dem Aufbau einer vereinten Zukunft“ ging eine 40-jährige Kirchenspaltung der Adventisten in Ungarn zu Ende. Die dortige Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten und die „Christliche adventistische Gemeinschaft“ (KERAK) wollen Verletzungen der Vergangenheit heilen und miteinander ihre Zukunft gestalten. Die gemeinsame Erklärung wurde am 23.4.2015 in Pécel bei Budapest von Pastor Tamás Ócsau, Präsident der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Ungarn, und von Pastor János Cserbik, Präsident der KERAK, unterzeichnet. Darin werde, so der Pressedienst der adventistischen Kirchenleitung in Nord- und Südosteuropa „tedNEWS“, die Aufforderung der Bibel zur Einheit und Vergebung hervorgehoben und für beiderseitiges Fehlverhalten um Entschuldigung gebeten. Beide Seiten verpflichteten sich gemeinsam an der Zukunft zu bauen, um Gottes Auftrag, den er der Gemeinde Jesu anvertraut habe, zu erfüllen.

Vorwurf der Kollaboration mit der Regierung
Laut „tedNEWS“ kam es 1975 während der Regierungszeit der Kommunisten zur Spaltung, als eine Gruppe junger Pastoren und Gemeindemitglieder die adventistische Kirchenleitung in Ungarn der Kollaboration mit der Regierung beschuldigte. Nach der Unruhe, welche die Kirche erschütterte, seien die meisten Mitglieder dieser Gruppe ohne stichhaltige biblische Gründe aus der Kirche ausgeschlossen worden. Während des Kommunismus organisierten sich die Ausgeschlossenen als Untergrundkirche. Nach der politischen Wende in Ungarn (1989) wurden die Schismatiker als religiöse Gemeinschaft staatlich anerkannt und hofften zunächst auf eine Wiedervereinigung mit der Mutterkirche. Doch die damals entstandene Christliche adventistische Gemeinschaft (KERAK) distanziert sich in den folgenden Jahren immer stärker von ihrer Mutterkirche.

Eine neue Generation erzielt den Durchbruch
Obwohl nach der kommunistischen Ära der Vorwurf der Kollaboration mit der Regierung nicht mehr erhoben werden konnte, so „tedNEWS“, entfernten sich beide adventistischen Gemeinschaften immer mehr voneinander. Jahrelange Bemühungen der Weltkirchenleitung und der Leitung in Nord- und Südosteuropa (TED) der Adventisten konnten die Spaltung nicht beheben. Zwar hätten sich etliche Ortsgemeinden und auch Pastoren der KERAK der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten wieder angeschlossen, doch die Leitung der KERAK sei selbst nach intensiven Gesprächen um Einigung auf Distanz geblieben. Erst Gespräche mit einer neuen Generation von KERAK-Leitern im Jahr 2011 hätten einen Durchbruch erzielt, sodass jetzt die gemeinsame Erklärung unterzeichnet werden konnte.

Die Christliche adventistische Gemeinschaft (KERAK) in Ungarn besteht aus sechs Verwaltungsregionen mit etwa 1.800 Mitgliedern. Davon hätten sich seit der Unterzeichnung der gemeinsamen Vereinbarung im April 2015 bereits 600 ihrer Mutterkirche angeschlossen.

Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten wurde 1912 in Ungarn gegründet. Sie umfasste bisher 4.629 erwachsen getaufte Mitglieder in 104 Kirchengemeinden. Sie unterhält ein Theologisches Seminar, ein Verlagshaus sowie ein Alten- und Pflegeheim.

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