„Sterben in Würde“

Seit über 20 Jahren ist die „Woche für das Leben“ die ökumenische Aktion der evangelischen und römisch-katholischen Kirche für den Schutz und die Würde des Menschen vom Lebensanfang bis zum Lebensende. In diesem Jahr findet die „Woche für das Leben“ deutschlandweit vom 18. bis zum 25. April statt. Unter dem Jahresthema „Sterben in Würde“ befasst sich die Aktion mit der gesellschaftlichen und politischen Debatte zum assistierten Suizid sowie dem Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen.

Meinungsumfragen hätten ergeben, dass unter den Zukunftsängsten die Sorge, im Alter zu einem Pflegefall zu werden, besonders groß sei, so die Veranstalter der alljährlichen „Woche für das Leben“. Große Unsicherheit bestehe bei einer schweren Krankheit mit jahrelanger medizinischer Dauerversorgung und einer unpersönlichen Klinikroutine. Dabei käme eine große Angst vor langem Schmerz hinzu.

Angst vor einem menschenunwürdigen Sterben
Dass Menschen früher oder später sterben, gehöre zum Menschsein. Daher sei es weniger die Angst vor dem Tod, die Zukunftssorgen auslösten, sondern die viel größere Angst vor einem menschenunwürdigen Sterben. Das Thema „Sterben in Würde“ wäre inzwischen ein gesellschaftsweites Diskussionsthema. Hierbei gingen die Meinungen zwischen den Befürwortern eines selbstbestimmten Sterbens − sei es durch Suizid, assistierten Suizid oder Tötung auf Verlangen − und den Gegnern einer gezielten Verkürzung des Lebens eines Menschen weit auseinander. In ethischer Hinsicht wäre es sinnvoll, zwischen Sterbebegleitung und Tötung zu unterscheiden.

Das vorliegende Themenheft „Sterben in Würde“ der „Woche für das Leben“ 2015 lege vor allem Wert darauf, die Auffassung der Kirchen über den Wert und die Würde des menschlichen Lebens erneut hervorzuheben und auf einen liebevollen Umgang mit sterbenden Menschen zu verweisen. Das Themenheft möchte dazu beitragen, sich aus christlicher Sicht mit der Frage „Sterben in Würde“ auseinanderzusetzen. Dazu gehöre, sich den bleibenden Wert des menschlichen Lebens auch an seinem Ende vor Augen zu führen. Es wäre ein Armutszeugnis für die Kirchen, wenn der Wunsch, seinem Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen, nur deshalb entstünde, weil sich Menschen allein gelassen fühlten. Das Themenheft und weitere Informationen sind im Internet unter www.woche-für-das-leben.de zu finden.

Eröffnung der „Woche für das Leben“ mit Gottesdienst in Hamburg
Die bundesweite Eröffnung der „Woche für das Leben“ findet am 18. April um 11 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Hauptkirche St. Katharinen in Hamburg statt. An ihm nehmen der Vorsitzende der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, sowie Erzbischof Dr. Stefan Heße (Hamburg) und Bischöfin Kirsten Fehrs (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, Sprengel Hamburg und Lübeck) teil.

Adventisten – Schmerzen lindern aber kein „Gnadentod“
Auch für die Siebenten-Tags-Adventisten sei „Sterben in Würde“ ein Thema, so der stellvertretende Pressesprecher der Freikirche in Deutschland, Holger Teubert. Ihr Advent-Wohlfahrtswerk (AWW) unterhalte zur Begleitung schwer kranker, sterbender Menschen und ihrer Angehörigen Hospize in Uelzen und Lauchhammer im Süden Brandenburgs, sowie einen ambulanten Hospizdienst mit „Trauercafé“ in Berlin-Charlottenburg. Schon 1992 habe der Exekutivausschuss der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Adventisten eine „Konsenserklärung über die Betreuung Sterbender“ beschlossen. Aus ihr gehe hervor, dass die Freikirche einen ethischen Unterschied mache zwischen dem Verzicht auf lebensverlängernde medizinische Maßnahmen, die nur das Leiden verlängern und den Tod hinauszögern, und dem Eingreifen mit dem Ziel, das Leben des Patienten aktiv zu beenden. So sei es nicht notwendig, alle nur möglichen medizinischen Behandlungen vorzunehmen oder anzubieten, die lediglich den Vorgang des Sterbens verlängerten.

In der Konsenserklärung der adventistischen Weltkirchenleitung heiße es unter anderem: „Obwohl die christliche Liebe dazu führen kann, medizinische Maßnahmen, die Leiden vergrößern oder das Sterben verlängern, zurückzuhalten oder zu beenden, praktizieren Siebenten-Tags-Adventisten jedoch keinen ‚Gnadentod‘ oder Hilfe zur Selbsttötung.“ Ergänzend werde, laut Teubert, hervorgehoben: „Die christliche Barmherzigkeit schließt Hilfe für Leidende ein. Beim Dienst an Sterbenden gehört es zur christlichen Verantwortung, Schmerzen und Leiden so weit wie möglich zu lindern. Das schließt jedoch nicht die aktive Sterbehilfe ein.“

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