Bonn, 02.09.2014/APD "Dass wir hier als Deutsche und Polen und vor allem auch als Christen gemeinsam in Gleiwitz, wo vor genau 75 Jahren der Zweite Weltkrieg begann, miteinander Eucharistie feiern, scheint vielen wie ein Wunder im Rückblick auf die schreckliche Epoche des 20. Jahrhunderts", betonte der Vorsitzende der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in seiner Predigt zur Eucharistiefeier in der Kathedrale von Gleiwitz/Polen. Er stellte die Frage, wie es möglich gewesen sei, "dass in einem Land, das durchweg christlich geprägt schien, wo die überwältigende Mehrheit der Menschen getauft war, die Zehn Gebote und die Weisungen Jesu kannte, wie solche Verbrechen geschehen und ein mörderischer Krieg entfesselt werden konnte". Dass dieser Krieg von Deutschland ausging, "erschüttert uns auch als Kirche in Deutschland bis heute". Deshalb gelte es, niemals die eigentliche Sendung der Kirche zu vergessen, nämlich für das Heil aller Menschen einzutreten.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz würdigte die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs und den Beitrag, den die Kirchen dazu geleistet hätten. Die Kirchen dürften niemals mehr Instrumente des Gegeneinanders der Völker sein, sondern Brückenbauer, Versöhner und Friedensstifter. Die aktuellen Erfahrungen von Krieg, Terror, Gewalt im Irak, Syrien und auch in der Ukraine, forderten Christen heraus, ein engagiertes Zeugnis für einen gerechten Frieden und die Achtung der Würde des Menschen zu geben.
In der gemeinsamen Gebetsveranstaltung beim ehemaligen Sender Gleiwitz erinnerten Vertreter der jüdischen Gemeinschaft, der evangelischen Kirche in Polen, der römisch-katholischen Polnischen und Deutschen Bischofskonferenz an die Ereignisse in Gleiwitz, die dem Beginn des Zweiten Weltkriegs unmittelbar vorausgingen. In allen Beiträgen wurde auch der Bogen geschlagen zu den heutigen Konflikten und Kriegen – vor allem in Syrien, im Irak und in der Ukraine. Frieden zu stiften und Aggressoren mutig entgegenzutreten, seien Lehren aus der unheilvollen Geschichte Europas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
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