Kein Bibelmangel, aber Mangel an Bibelkenntnis

Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft in Wuppertal

Wuppertal, 27.06.2014/APD Die Gründungsimpulse und die Zukunft der Bibelgesellschaften standen im Mittelpunkt der Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft (DBG) in Wuppertal. Sie fand mit 60 Delegierten aus regionalen Bibelgesellschaften, evangelischen Landeskirchen und Freikirchen aus Anlass der Gründung der damaligen Bergischen Bibelgesellschaft vor 200 Jahren im Rheinland statt.

"Wir können die Herausforderungen zuversichtlich angehen", betonte DBG-Generalsekretär Dr. Christoph Rösel angesichts der Veränderungen in der Medienwelt und im Buchhandel. Überall spüre er etwas von der Wertschätzung, die der Bibelgesellschaft entgegengebracht werde, so der Theologe in einer Zwischenbilanz nach knapp hundert Tagen im neuen Amt. Die Umsätze 2013 bezeichnet er im klassischen Bereich der Bibelverkäufe trotz eines leichten Minus von 1,3 Prozent auf 5,77 Millionen Euro als "akzeptabel".

Im Zentrum der strategischen Überlegungen für 2020 stehe der Kernsatz: "Die Deutsche Bibelgesellschaft ist das Bibel-Kompetenzzentrum". Dazu gehöre, gemeinsam mit Partnern Bibeln für Menschen in jeder Lebenslage zu übersetzen, zu entwickeln und zu verbreiten. In der verlegerischen Arbeit stünden die Herausgabe einer durchgesehenen Lutherbibel zum Reformationsjubiläum 2017 sowie die komplette Übersetzung der Bibel mit dem Alten Testament für die "Basis-Bibel" und die "Neue Genfer Übersetzung" im Mittelpunkt. In der internationalen Arbeit hob Rösel den weiter wachsenden Bedarf an Bibeln hervor. Die Weltbibelhilfe der Deutschen Bibelgesellschaft unterstütze die Übersetzung und Verbreitung der Heiligen Schrift unter anderem in China, der Ukraine, Zentralasien und dem Baltikum.

"Mehr von Luther" versprach der DBG-Vorsitzende und ehemalige bayerische Landesbischof Dr. Johannes Friedrich durch die für 2017 vorgesehene neue Ausgabe der klassischen deutschen Luther-Bibelübersetzung. Bei der Durchsicht gehe es darum, moderne bibelwissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen. In Sprache und Theologie sei man jedoch nahe an der ursprünglichen Übersetzung des Reformators.

"Zugang zur Bibel zu haben, ist für die Menschen in unserem Land nicht das Problem, wohl aber zunehmend wirklich Zugang zur Bibel zu finden", betonte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, beim Landeskirchlichen Abend im Internationalen Evangelischen Tagungszentrum Wuppertal. Es gehe heute weniger darum, einem Bibelmangel abzuhelfen, als darum, Bibelkenntnis zu vermitteln. Als Beispiel nannte er, dass in Deutschland immerhin 39 Prozent der Sechs- bis Zwölfjährigen nicht wüssten, warum Weihnachten gefeiert werde.

In verschiedenen Szenen wurde beim Jubiläumsabend „Mr. Pinkertons Reise“ von 1814 dargestellt. Pinkerton war Mitarbeiter der "Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft" und gab damals in Amsterdam, Rotterdam, Elberfeld, Hannover, Berlin, Finsterwalde, Dresden und Breslau den Impuls zur Gründung von Bibelgesellschaften. Ebenfalls auf Initiative der Briten entstanden vor 200 Jahren Gesellschaften in Hamburg und Lübeck. Die damals gegründete Bergische Bibelgesellschaft ist heute als Evangelisches Bibelwerk im Rheinland in der rheinischen Kirche tätig.

Bei der Deutschen Bibelgesellschaft erscheinen die Lutherbibel im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland und die "Gute Nachricht Bibel". Mit der "Basis-Bibel" bietet die DBG die erste Bibelübersetzung an, die den gewandelten Lesebedürfnissen des 21. Jahrhunderts durch zeitgemäßes Deutsch mit klaren, prägnanten Sätzen, rhythmischer Sprache, zahlreichen Sacherklärungen und Hintergrundinformationen im Internet gerecht werden möchte. Zu den über 500 Titeln des Verlages zählen außerdem wissenschaftliche Ausgaben, Hörbibeln, elektronische Medien, fremdsprachige Ausgaben und Kinderbibeln.
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