Geschichte der Katholikentage hinsichtlich des Ersten Weltkriegs aufarbeiten

Bischof Algermissen: "Krieg beginnt in den Herzen der Menschen"

Regensburg, 31.05.2014/APD Der Präsident der römisch-katholischen Friedensbewegung "Pax Christi", Bischof Heinz Josef Algermissen, spricht sich für eine Aufarbeitung der Geschichte der Katholikentage mit Blick auf den Ersten Weltkrieg aus.

Die katholischen Verbände und die Katholikentage zu Beginn des 20. Jahrhunderts hätten es nicht geschafft, deutliche Stellung gegen das Blutvergießen zu beziehen, beklagte der Fuldaer Bischof beim 99. Deutschen Katholikentag in Regensburg. Die deutschen Katholiken hätten bis auf Einzelpersonen keinerlei Initiativen zum Erhalt des Friedens auf den Weg gebracht. Stattdessen hätten sie ihre nationale Zuverlässigkeit hervorgehoben und beweisen wollen, dass sie gute Staatsbürger seien. Algermissen führte dies auf den Kulturkampf zurück, bei dem Otto von Bismarck und die vorherrschenden liberalen Parteien den Katholiken seit Mitte der 1870er Jahre nationale Unzuverlässigkeit vorwarfen.

Auch der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf stellte einen Zusammenhang zum Kulturkampf her. Dabei sei den Katholiken vorgehalten worden, sie wären keine richtigen Deutschen, sondern "eher Mitglieder der katholischen Internationale, deren Chef in Rom sitzt". Die deutschen Katholiken hätten sich für das Bekenntnis zur deutschen Nation entschieden, während Papst Benedikt XV. (1854-1922) sich entschlossen für den Frieden eingesetzt habe, betonte Wolf.

Algermissen äußerte im Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen in Europa die Sorge, dass der Einsatz für den Frieden in den Herzen der Menschen nicht fest genug verankert sein könnte. Die Europäische Union wäre ein Friedensprojekt, das nicht von rechten Gruppierungen unterlaufen werden dürfe, so der Bischof. Krieg beginne immer in den Herzen der Menschen, nicht erst auf dem Schlachtfeld.
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