Ökumenischer Lagebericht 2013 des Konfessionskundlichen Instituts

Hannover | APD

Einschätzung der aktuellen ökumenischen Baustellen

Hannover, 28.10.2013/APD Der in Bensheim ansässige "Evangelische Bund" hat während seiner 105. Generalversammlung in Hannover den "Ökumenischen Lagebericht 2013" vorgestellt. Die viertätige Versammlung stand unter dem Motto "Glauben und glauben lassen – Toleranz und Glaubensbewusstsein". Der Evangelische Bund setze sich zum Ziel, die Botschaft der Reformation in den konfessionellen, weltanschaulichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen der Gegenwart zur Geltung zu bringen und dadurch die Ökumene zu fördern, berichtete CBS KULTUR INFO.

Die Präsentation des "Ökumenischen Lageberichts 2013" erfolgte, wie bereits im Vorjahr nicht als Vortrag, sondern als Podiumsrunde. In schriftlicher Form erscheint der ökumenische Lagebericht demnächst in der Zeitschrift "MD -Materialdienst" Nr. 6/2013 des Konfessionskundlichen Institutes des Evangelischen Bundes, Bensheim.

Der Freikirchen-Referent und Leiter des Konfessionskundlichen Institutes, Pfarrer Dr. Walter Fleischmann-Bisten, berichtete, dass am 21. September 2013 die erste Frau in der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Europa als Pastorin ordiniert worden sei. Dies verstoße jedoch gegen die Richtlinien der Weltkirchenleitung. Zudem informierte er über die weiteren Schritte der Neuapostolischen Kirche, die nun ihren Katechismus veröffentlicht hat und versuche, aus der "Sektenecke" in die Gemeinschaft der christlichen Kirchen zu kommen. Weiter berichtete Fleischmann-Bisten vom 40-jährigen Jubiläum der "Leuenberger Konkordie" und ordnete dies in die bevorstehenden Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017 ein. Bei der Leuenberger Konkordie handelt es sich um eine 1973 gegründete Kirchengemeinschaft, die fast alle lutherischen, reformierten und methodistischen Kirchen Europas einschließt. Sie wurde 2003 umbenannt in Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE).

Schließlich berichtete der Freikirchen-Referent, der auch Mitglied der achtköpfigen Arbeitsgruppe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zum Thema "Heilung von Erinnerungen" ist, über die Chancen, wie dieses Jubiläum nicht national-deutsch oder konfessionalistisch, sondern ökumenisch begangen werden könnte.

Die Ostkirchen-Referentin Dr. Gisa Bauer schilderte vor dem Hintergrund der in den letzten zwölf Monaten stattgefundenen Patriarchenwahlen in Äthiopien, Ägypten, Syrien, Bulgarien und dem Rücktritt des Oberhauptes der orthodoxen Kirche in Tschechien und der Slowakei die jeweilige aktuelle Situation der orthodoxen Kirche in diesen Ländern und ging auf Schwierigkeiten ein, denen diese ausgesetzt seien. Die orthodoxe Kirche zähle heute weltweit etwa 300 Millionen Mitglieder und sei neben Protestantismus und Katholizismus die drittgrößte christliche Konfession, was auch für Deutschland zutreffe.

Der Catholica-Referent Dr. Paul Metzger ordnete die "vierhändige" päpstliche Enzyklika "Lumen Fidei" in das geistige Vermächtnis des emeritierten Papstes ein und fragte nach den theologischen Impulsen des neuen Papstes, die sich aus diesem Text erkennen ließen. Außerdem würdigte er kritisch das Bemühen des Lutherischen Weltbundes (LWB) und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen um das Reformationsjubiläum 2017. Ob das Konsensdokument wirklich "vom Konflikt zur Gemeinschaft" führe, sei seiner Meinung nach einer gesonderten Frage würdig.

Metzger informierte auch über den Pontifikatswechsel von Benedikt XVI. zu Franziskus und gab zu bedenken, dass durch den Amtsverzicht des Papstes sich das Papstamt selbst verändert habe. Die ersten Monate der Amtszeit von Papst Franziskus hätten der römisch-katholischen Kirche insgesamt ein neues Bild vermittelt. Jetzt aber müssten den Ankündigungen auch die Umsetzungen folgen. Ferner berichtete er über die Veränderungen in der römich-katholischen Kirche Deutschlands und die anstehenden personellen Veränderungen. Die Krise im Bistum Limburg sorge schon jetzt für eine nachhaltige Diskussion um Kirchenfinanzierungen und Privilegien der Kirchen in Deutschland.

Der Ökumene-Referent Pfarrer Dr. Matthias Meyer stellte die Frage, mit welcher Vision der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ins 21. Jahrhundert gehe. Meyer wird das Konfessionskundliche Institut auf der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen vertreten, die vom 30. Oktober bis 8. November im südkoreanischen Busan tagen wird. Er berichtete außerdem von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), die während ihrer 14. Versammlung 2013 in Budapest einen Neuanfang gewagt habe.

Weiter fragte er, welche Anstöße oder Auswirkungen die Feierlichkeiten "450 Jahre Heidelberger Katechismus" zeitigen würden. Beim Heidelberger Katechismus handele es sich um die am weitesten verbreitete reformatorische Bekenntnisschrift. Ein kleines Buch mit großer Wirkung für reformierte und unierte Kirchen weltweit, ähnlich wie Martin Luthers Kleiner Katechismus für die lutherische Kirchen.
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