SPD-Politikerin rügt Antisemitismus bei Beschneidungsdebatte

Wetzlar, 20.12.2012/APD "Was ich in den letzten Wochen erlebt habe, ist richtiger Hass gegen Juden und Muslime und auch Verachtung von religiöser Tradition", sagte Kerstin Griese, religionspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, über die Art und Weise, in der die Beschneidungsdebatte in den vergangenen Monaten geführt worden sei. In einem Interview mit dem Christlichen Medienmagazin "pro" zeigte sie sich schockiert: "Wir wissen seit dem Antisemitismusbericht, dass rund 20 Prozent der Menschen in Deutschland latent antisemitische Positionen vertreten. Seit einigen Monaten sind sie nicht mehr latent, sondern öffentlich sehr stark wahrnehmbar."

Griese wundere sich vor allem über den missionarischen Eifer atheistischer Verbände im Streit um Beschneidungen, etwa im Zuge der Kampagne "Mein Körper gehört mir!": "Einige der Äußerungen in den Medien und vor allem im Internet beunruhigen mich sehr. Sie haben mich erschreckt, weil sie tatsächlich dieses antisemitische Bild verbreiten, Juden – oder auch Muslime – würden ihre Kinder quälen." Bei den atheistischen Organisationen vermische sich "ein nahezu missionarischer Eifer gegen Religion" mit der aktuellen Debatte um jüdisches und muslimisches Leben in Deutschland. Griese: "Das macht mir auch deshalb so viel Angst, weil sich diese atheistische oder laizistische Haltung nicht darauf beschränkt, Religionsfreiheit zu fordern. Sie will Dritten auch das Recht auf Religion absprechen."

Die SPD-Politikerin kritisierte gegenüber "pro" auch die Medien: "Eine Minderheitenmeinung, auch in der Rechtswissenschaft, wurde über eine mediale Lancierung des Urteils des Kölner Landgerichts plötzlich populär." Die Medien hätten das Thema Beschneidung "unglaublich aufgebauscht".

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