Lüneburg, 09.07.2012/APD Viel Zeit zum Feiern hat er nicht, wenn er 85 Jahre alt wird: Herbert Blomstedt, einer der bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit und Siebenten-Tags-Adventist. An seinem Geburtstag am 11. Juli wird er das tun, was er am liebsten macht: dirigieren – und zwar in Athen, nachdem er tags zuvor mit den Wiener Philharmonikern in der Türkei in den antiken Theaterruinen von Ephesus ein Konzert gegeben haben wird.
Der Sohn eines adventistischen Pastors und einer Pianistin, in Springfield/USA geboren und in Schweden aufgewachsen, sieht sich als Vermittler, der durch die Sprache der Musik verkündigt. Er begleitet nicht nur gern im Gottesdienst an der Orgel den Gemeindegesang und hält Predigten, wenn es seine Zeit erlaubt; er möchte im Konzertsaal auch mit Menschen, die keiner Kirche nahestehen, "eine Weile in Gottes Nähe sein dürfen", wie er es laut dem Onlinedienst der Zeitschrift "Adventisten heute" in einem Gespräch einmal ausdrückte. Dass dies immer wieder gelingt, zeigen Zeitungskritiken und bewegende Briefe von dankbaren Zuhörern. Oder wie ein jugendlicher Blogger nach einem Brucknerkonzert schrieb: "Es war, als würde der Himmel offen stehen."
Blomstedt erhielt seine erste musikalische Ausbildung am Königlichen Konservatorium in Stockholm und an der Universität Uppsala. 1954 debütierte er als Dirigent mit dem Philharmonischen Orchester Stockholm und war dann als Chefdirigent bedeutender skandinavischer Orchester tätig. Von 1977 bis 1983 leitete er das Sinfonieorchester des Schwedischen Rundfunks. Von 1975 bis 1985 war er zugleich Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden und von 1985 bis 1995 Music Director des San Francisco Symphony Orchestra. 1998 bis 2005 leitete er als Nachfolger von Kurt Masur das Gewandhausorchester Leipzig.
Herbert Blomstedt arbeitet mit sämtlichen bedeutenden Orchestern als Gastdirigent. Das Gewandhausorchester, das japanische NHK-Sinfonieorchester, das San Francisco Symphony Orchestra, die Bamberger Symphoniker sowie das Dänische und Schwedische Radio-Symphonieorchester ernannten ihn zu ihrem Ehrendirigenten.
Der Musiker hat im Laufe seines Lebens zahlreiche Auszeichnungen erhalten. 2003 verlieh ihm beispielsweise der damalige deutsche Bundespräsident Johannes Rau das Große Bundesverdienstkreuz. Anfang diesen Jahres nahm er den Charles-Elliot-Weniger-Preis an der La-Sierra-Universität in Kalifornien entgegen. Der Preis wird an adventistische Lehrer, Wissenschaftler und Künstler verliehen, die durch hervorragende Leistungen und einen vorbildlichen christlichen Charakter aufgefallen sind. Am 15. Juni wollte ihm der schwedische König die Seraphinen-Medaille überreichen, aber da Blomstedt auf Konzertreisen ist, wird die Übergabe Anfang September nachgeholt. Durch die Seraphinen-Medaille (nicht zu verwechseln mit dem Königlichen Seraphinen-Orden) werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die Außerordentliches im humanitären Bereich und für die Gesellschaft geleistet haben. König Carl XVI. Gustaf hat die Medaille seit 1973 bisher nur an zwölf Personen verliehen.
Herbert Blomstedt, dessen Ehefrau Traute im Februar 2003 verstarb, hat vier Töchter und lebt seit 1984 in Luzern.
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