Papst: "Jeder Christ ist ein Evangelist“

Rom, Hannover | APD

Katholiken und Protestanten setzen auf Mission

Rom, Hannover, 24.02.2011/APD Sowohl die römisch-katholische Kirche als auch die protestantischen Kirchen sehen sich in jüngster Zeit stärker den gesellschaftlichen Veränderungen ausgesetzt. Die Entfremdung der Menschen von der Kirche und vom christlichen Glauben zwingen die Großkirchen, sich intensiv mit dem Thema Mission, einer der Kernaufgaben der Kirche, zu befassen.

Die Mission wird heute von Katholiken und Protestanten als eine große Herausforderung gesehen. Missionarischem Wirken komme die Aufgabe zu, auf Menschen zuzugehen, mit ihnen über ihr Leben ins Gespräch zu kommen und sie mit dem Glauben an Jesus Christus bekannt zu machen.

In einer Gesellschaft der Postmoderne könne dies aus Sicht der beiden großen Volkskirchen nur geschehen, wenn das Christentum als ein Angebot unter vielen deutlich artikuliert werde. Eine überzeugende Vermittlung christlicher Werte sei zunehmend unverzichtbar.

Nicht ständig neue Missionsmethoden, sondern "jeder Christ ist ein Evangelist“Papst Benedikt XVI. betonte bei verschiedenen Gelegenheiten, dass es notwendig sei, dass jeder Getaufte die tiefe Notwendigkeit neu entdecke, Verkündiger des Evangeliums zu sein, statt sich darauf zu beschränken, neue Methoden zu studieren, um die Botschaft Christi "anziehend“ zu gestalten.

Im vergangenen Oktober unterstrich das römisch-katholische Kirchenoberhaupt vor brasilianischen Bischöfen im Vatikan weiter, dass der Aufruf zur Mission nicht allein an eine auserwählte Gruppe von Mitgliedern der Kirche ergehe. Der Missionsauftrag Jesu sei vielmehr ein Imperativ, der sich an alle Getauften richte, "ein wesentliches Element ihrer Berufung“.

Der Papst warnte davor, dass die gegenwärtigen Herausforderungen zu einer verkürzten Sicht des Missionsbegriffs führen könnten. "Mission kann nicht auf eine einfache Suche nach neuen Techniken begrenzt werden, um die Kirche anziehender zu machen und sie in die Lage zu versetzen, den Wettbewerb mit anderen religiösen Gruppen oder relativistischen Ideologien zu gewinnen.“

Kirche funktioniert nicht um ihrer selbst willenNach Benedikt XVI. funktioniere die Kirche nicht um ihrer selbst willen. Sie stehe im Dienst Christi und existiere, damit alle Menschen Zugang zur Frohen Botschaft fänden. Bereits im Oktober 2010 hatte Papst Benedikt XVI. durch ein Apostolisches Schreiben unter dem Titel "Immer und überall“ eine "Neuevangelisierung“ eingeleitet und den vatikanischen "Rat zur Neuevangelisierung“, der von Erzbischof Rino Fisichella geleitet wird, ins Leben gerufen. Zentrale Aufgabe sei es, den Katechismus der katholischen Kirche bekannter zu machen. Die Kirche habe die Pflicht, immer und überall das Evangelium Jesu Christi zu verkünden, heißt es im Gründungsdokument der neuen Behörde.

Mission steht für die evangelische Kirche 2011 im MittelpunktAuch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will sich in diesem Jahr intensiv mit dem Thema Mission befassen. "Kirche setzt sich nicht mehr automatisch fort“, betonte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste (AMD), Altbischof Axel Noack, zum Auftakt einer dreitätigen Konsultation über Mission, die vom 16. bis 18. Februar in Berlin stattfand. So sei es nicht mehr selbstverständlich, dass die Kinder von christlichen Eltern auch christlich würden, so Noack.

Die Synode der EKD hat sich für ihre Tagung im kommenden November das Thema Mission als Schwerpunktthema gewählt. Im Reformprozess der EKD, mit dem auf schwindende Mitgliederzahlen reagiert werden soll, spiele die Mission eine zentrale Rolle. Der evangelische Theologieprofessor, Michael Herbst (Greifswald), wies bei der Tagung darauf hin, dass die Situation für die mittlere Leitungsebene in der evangelischen Kirche schwierig geworden sei. Die Amtsträger müssten mit knapperen Ressourcen, Stellenabbau und zunehmenden Verwaltungsaufgaben zurechtkommen. "Die Kirche wird kleiner, älter und ärmer“, sagte Herbst.

Der Theologe appellierte jedoch an die Führungskräfte, sich nicht nur als "Verwalter des Vorhandenen“, sondern auch als "Unternehmer in Sachen Mission“ zu sehen."Der Wunsch zu wachsen muss das Markenzeichen von missionarischer Volkskirche sein“, forderte Herbst.

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