Es war "ihre“ Freikirchenbibliothek

Friedensau bei Magdeburg, 18.11.2010/APD Im Alter von 66 Jahren verstarb Christel Pfeiffer. Sie war eng mit der Bibliothek des Vereins für Freikirchenforschung (VFF) verbunden, die seit 2001 als Sonderabteilung in Friedensau bei Magdeburg von der dortigen Bibliothek der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten verwaltet wird. Laut dem 2. Vorsitzenden des VFF, Dr. Johannes Hartlapp, habe Christel Pfeiffer den Buchbestand von 2001 an betreut, etikettiert und größtenteils auch inhaltlich erschlossen. "Sie kannte sich in den Werken so gut wie kein anderer aus. Wer immer in den Beständen recherchieren wollte, fand in ihr eine tatkräftige Unterstützung.“ Sie habe sich so mit der Arbeit verbunden gefühlt, dass sie von "ihrer“ Freikirchenbibliothek sprach.

Christel Pfeiffer, ursprünglich eine der Chefsekretärinnen des großen Schwermaschinen-Kombinats "Ernst Thälmann“ (SKET) in Mageburg, wurde durch die Auflösung des Unternehmens aufgrund wirtschaftlicher Veränderungen nach der deutschen Wiedervereinigung arbeitslos. Seit 1. März 2002 war sie in einer Strukturanpassungsmaßnahme für drei Jahre in der Bibliothek der Theologischen Hochschule Friedensau beschäftigt. Als diese vom Arbeitsamt geförderte Maßnahme auslief, arbeitete sie auf der Basis einer geringfügigen Beschäftigung mit großem Engagement weiter. Ihre letzten Aufgaben bestanden darin, den gesamten Bestand der Freikirchenbibliothek mit Barcodes zu versehen und für den Umzug in einen gesonderten Raum im Sockelgeschoss des neuen Bibliotheksgebäudes vorzubereiten. Doch dann setzte die Krankheit ihrer Tätigkeit ein Ende. Sie kam im März 2010 in die Lungenklinik Lostau bei Magdeburg und erholte sich seitdem trotz ärztlicher Hilfe nicht wieder. In der Kleinstadt Gommern im Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt, wo sie seit ihrer Kindheit zu Hause war, wurde sie auf dem Friedhof bestattet.

1990 haben Theologen und Historiker aus verschiedenen Freikirchen auf Anregung des damaligen Direktors des Seminars für Neue Kirchen- und Theologiegeschichte der Theologischen Fakultät der Universität Münster, Professor Dr. Robert Walton, den Verein für Freikirchenforschung gegründet. In Verbindung damit wurde auch der Anstoß gegeben, für Mitglieder des Vereins und weitere Interessenten Schrifttum aus dem Bereich der Freikirchen zusammenzutragen und Nutzern zugänglich zu machen.

Als Professor Walton 1993 in den Ruhestand ging, blieb offen, was mit dem noch recht bescheidenen Buchbestand geschehen sollte. Der Geschäftsführer des Vereins, Pastor Manfred Bärenfänger, bot 1994 als Übergangslösung an, Räumlichkeiten im Zentrum des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten) in Münster zur Verfügung zu stellen. Anfangs reichten zwei Schränke für den Bestand aus. Doch erweiterte sich das Schrifttum in den folgenden Jahren. Die Frage eines günstigen Standortes und der Systematisierung des Bestandes wurde erneut akut, als Pastor Bärenfänger in den Ruhestand trat.

Um den Bestand an Büchern und Zeitschriften aus unterschiedlichen Freikirchen für Interessenten verfügbar zu machen, wurde er 2001 nach Friedensau bei Magdeburg in die Bibliothek der Theologischen Hochschule der Siebenten-Tags-Adventisten übergeführt, katalogisiert und in einem Raum mit 100 Metern Regallänge untergebracht. Die in Deutschland einmalige Bibliothek mit über 3.000 Büchern und Zeitschriftenbänden untersteht weiterhin dem Verein für Freikirchenforschung. Sie ist eine Quellensammlung und Fundgrube für alle, die sich mit den verschiedenen Freikirchen, deren Geschichte und Theologie beschäftigen wollen, und während der Öffnungszeiten der Friedensauer Hochschulbibliothek zugänglich. Auch die Fernleihe von Büchern ist möglich. Weitere Informationen sind im Internet unter http://bibliothek.thh-friedensau.de zu finden.

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