Port-au-Prince/Haiti, 03.02.2010/APD "Noch immer sind Tausende von Menschen von der Umwelt abgeschnitten und ohne jede Versorgung“, berichtete Fritz Neuberg, der für die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland die Hilfsmaßnahmen in Haiti koordiniert. "Von einem Abschluss der Nothilfe und dem Beginn eines Wiederaufbaus kann hier keine Rede sein. Bagger schaufeln die Straßen frei, versuchen Ruinenberge abzuräumen, noch immer hungern Menschen und leben unter freiem Himmel. Ärzte und medizinische Fachkräfte behandeln weiterhin wartende Patienten, die bisher keine Hilfe bekommen haben.“
Besonders groß sei die Not auf der nach Westen reichenden Halbinsel mit der Stadt Leogane samt den dazwischen liegenden Ortschaften. Keine Beachtung hätten bisher die völlig von der Außenwelt abgeschnittenen Bergdörfer gefunden. Sie seien erst durch Hubschrauber-Erkundungsflüge ausfindig gemacht worden.
ADRA-Mitarbeiter Neuberg habe eine Verbindung zwischen dem neu eingetroffenen Hubschrauber-Team von "Heli-Aviation“, das von der Aktion "Ein Herz für Kinder“ entsandt worden war, und den Helfern des Arbeiter-Samariter-Bundes hergestellt. "Schon nach kurzer Vorbereitungszeit startete die Maschine und brachte 300 Kilogramm Reis in ein abgelegenes Bergdorf, zu dem keine Straßen führen“, so Neuberg
"Schon beim Landeanflug strömten die Menschen herbei, wir konnten die Hilfsgüter kaum abladen, denn immer mehr sichtbar Hungernde umringten unsere Maschine. Es entstand ein Gerangel und jeder versuchte, einen Teil der Güter an sich zu reißen, um sofort zu verschwinden. Ohne Ordnungskräfte konnten wir die Situation nicht kontrollieren. Wir luden ab und mussten einfach starten, um uns selbst und die Maschine in Sicherheit zu bringen. Der Blick aus der Höhe auf die allein gelassenen Menschen machte mich sehr traurig“, berichtete Neuberg.
Ein zweiter Flug sei zur Saintard Clinic, ein abgelegenes Krankenhaus nordwestlich von Port-au-Prince, gegangen. "Wir beluden den Helikopter mit Lebensmitteln und fanden dort eine friedliche Situation vor. Viele unbehandelte Patienten saßen geduldig vor der Klinik und die Übergabe der Hilfsgüter funktionierte geordnet. Die Menschen waren froh und dankbar und winkten uns lange nach, als wir vom Boden abhoben. Eine beachtliche Liste dringend benötigter Medikamente hatte mir ein leitender Arzt in die Hand gedrückt. Noch am gleichen Abend konnte ich die Liste an andere deutsche Hilfsorganisationen weitergeben und ich bin sicher, wenn wir alle weiter so gut zusammenarbeiten, können wir auch in dieser Situation schnelle und gezielte Hilfe leisten“, freute sich Fritz Neuberg.
ADRA arbeitet im Aktionsbündnis "Deutschland Hilft“ eng mit den Partnern aber auch mit anderen Hilfsorganisationen in sinnvoller Ergänzung zusammen, und dankt der Aktion "Ein Herz für Kinder“ für die Entsendung des Hubschraubers, dessen Piloten schon die nächsten Hilfsflüge planen.
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