Islamisten brannten in Algerien protestantische Kirche nieder

Algier/Algerien, 13.01.2010/APD In Algerien ist die Gewalt gegen Christen wiederaufgeflammt. In der Nacht auf den vergangenen Samstag drang eine Gruppe von Islamisten in die protestantische "Tafat"-Kirche der Stadt Tizi Ouzou – Provinzhauptstadt der Kabylei – ein, verwüsteten das Gotteshaus und die Nebenräume und setzten sie anschließend in Brand.

Protestantischen Quellen zufolge seien Bewohner des Stadtteils Bekkar in das Gemeindezentrum der zur Église protestante d'Algérie (EGA) gehörenden pentekostal-charismatische Tafat-Kirche eingedrungen, hätten Bibeln und religiöse Bücher zerstört und Kreuze geschändet. Danach wäre Feuer gelegt worden. Die Gemeindeverantwortlichen erstatteten Anzeige; seien jedoch bei den lokalen Behörden auf Desinteresse gestoßen, so der Bericht.

Evangelikale Christen werfen den Behörden vor, aus Angst vor einem erstarkenden Islam bei solchen Attacken nicht einzugreifen. Die örtliche Polizei wies diese Anschuldigungen zurück. Man habe nicht eingreifen können, da der Raum nicht offiziell als Gebetsstätte registriert gewesen sei.

Im überwiegend muslimisch bewohnten Algerien genießt die christliche Minderheit Kultfreiheit. Ein Gesetz aus dem Jahr 2006 verbietet jedoch jede missionarische Tätigkeit nicht-islamischer Konfessionen.

Bereits am 26. Dezember bildeten über 50 Mitglieder einer islamischen Gemeinschaft eine Menschenkette vor der protestantischen Tafat-Kirche um die Christen an der Teilnahme des Weihnachtsgottesdienstes zu hindern. Nach Angaben der Tageszeitung "El Watan" riefen die Islamisten in Sprechchören: "Dieses Land ist islamisches Land. Geht weg und betet anderswo". Einige Protestierende hätten sogar gedroht, den Pastor der Kirche, Mustafa Krireche, zu töten.

Zeitungsangaben zufolge äußerten sich die Einwohner des Stadtteils Bekkar besorgt darüber, dass in ihrem Wohnquartier eine christliche Kirche mit zahlreichen auswärtigen Gottesdienstbesuchern errichtet wurde. Dem Blatt zufolge befürchteten die Bewohner, dass ihre Jugendlichen mit Geschenken, wie Bargeld oder Mobiltelefonen, in die Kirche gelockt würden.

Die Kabylei ist das Zentrum der hamitischen, nichtarabischen Berberbevölkerung Algeriens. 1873 begannen katholische "Weiße Väter" und "Weiße Schwestern" mit der Mission unter den dortigen Berbern. In den vergangenen 20 Jahren hatten evangelikale, pfingstlerische sowie charismatische Kirchen und Gemeinschaften vor allem in der Kabylei beachtliche Bekehrungserfolge zu verzeichnen. Dabei sei vereinzelt auch Proselytismus (unlautere Abwerbung) im Spiel gewesen.
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