Türkische Bibelgesellschaft: "Christentum kein Import aus dem Westen"

Frankfurt/Main | APD

Frankfurt/Main, 21.10.2008/APD "Jedes Jahr werden in der Türkei rund 20.000 vollständige Bibelausgaben und 40.000 Neue Testamente in türkischer Übersetzung verkauft", teilte die Generalsekretärin der Türkischen Bibelgesellschaft, Tamar Karasu, in Frankfurt/Main mit. Die Heilige Schrift dürfe allerdings nur in den beiden Buchläden der Bibelgesellschaft in Istanbul und Adana zum Kauf angeboten werden. Sie sei auch in bestimmten Buchhandlungen im Land erhältlich. "Außerdem ist die Bibelgesellschaft einer der Aussteller auf großen türkischen Buchmessen." Das Verteilen von kostenlosen Bibeln oder christlicher Literatur auf der Straße und das Missionieren seien allerdings verboten.

Die Arbeit der 1820 gegründeten Bibelgesellschaft werde laut Karasu von der Armenischen, Syrischen und Griechischen Orthodoxen Kirche sowie von der römisch-katholischen Kirche und von evangelischen Gemeinschaften getragen. "Alle Kirchen im Land haben mit der 2001 in einer neuen Übersetzung herausgegebenen 'Kutsal Kitap' dieselbe türkische Bibel", betonte die Generalsekretärin. Auch Muslime würden sich für die Heilige Schrift als literarisches Werk interessieren. Von den 73 Millionen Einwohnern der Türkei seien weniger als 100.000 Christen, wobei die meisten von ihnen orthodoxen Kirchen angehörten. Diese wären nicht in der Lage, die Kosten für die Arbeit der Bibelgesellschaft zu tragen. Ihre Projekte würden deshalb vom Weltbund der Bibelgesellschaft (UBS) finanziell unterstützt. An den Kosten scheitere die Eröffnung weiterer Buchläden in anderen türkischen Städten.

Im Frühjahr 2009 sei die Herausgabe einer Studienbibel geplant, teilte Karasu mit. Auch ein Bibelatlas solle im nächsten Jahr erscheinen. Zu dem von der römisch-katholischen Kirche verkündeten "Paulus-Jahr" 2008/2009 habe die Bibelgesellschaft eine Schrift mit der Apostelgeschichte und den Briefen des Apostel Paulus in türkischer Sprache in einer Auflage von 2.000 Exemplaren herausgegeben. "Wir sollen das 'Paulus-Jahr' nutzen, um deutlich zu machen, dass das Christentum kein Import aus dem Westen ist, sondern von dem Gebiet der heutigen Türkei in den Westen exportiert wurde", hob Karasu hervor.

Die Ermordung von drei christlichen Mitarbeitern eines Buch- und Bibelverlages in der osttürkischen Stadt Malatya im April 2007 sei laut Tamar Karasu auch unter den Christen in der Türkei ein Schock gewesen. Der Vorfall habe jedoch keine konkreten Auswirkungen auf die Arbeit der Türkischen Bibelgesellschaft gehabt. Bei einer Buchmesse in dieser Zeit sei der Stand der Bibelgesellschaft unter Polizeischutz gestellt worden. Dass sich die Lage für die Christen in der Türkei entspannt habe, führt die Generalsekretärin auf die Beitrittsverhandlungen des türkischen Staates mit der Europäischen Union zurück.
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