14. Lambeth-Konferenz: 650 anglikanische Bischöfe erörtern Zeitfragen

Canterbury/Grossbritannien | APD

Canterbury/Grossbritannien, 14.07.2008/APD Zur Vollversammlung der anglikanischen Bischöfe, der so genannten Lambeth-Konferenz, treffen sich vom 16. Juli bis 3. August 650 anglikanische Bischöfe mit Ehefrauen und mehr als 75 Vertreter aus anderen Kirchen in Südengland. Das nur alle zehn Jahre durchgeführte Kirchentreffen findet auf dem Campus der Universität von Kent in Canterbury und in der Kathedrale von Canterbury statt.

Während des Welt-Bischofstreffens soll nach Angaben des Konferenzsekretärs Reverend Canon Kenneth Kearon eine breite Palette von Zeitfragen aus den Bereichen Gewalt gegen Partner und Familie, Sexualität und Umwelt erörtert werden. Ferner soll über ein "Anglican Covenant" (Anglikanisches Abkommen) über Mission und Evangelisation beraten werden, das die anglikanischen Provinzen annehmen sollten, um "die Loyalität und die Bande der Liebe, welche die Beziehungen zwischen den Kirchen der Gemeinschaft kennzeichnen, offenkundig zu machen und zu festigen".

Die Bischöfe nehmen zu kirchlichen Fragen meist in so genannten "Encyclical Letters" (Hirtenbriefen) Stellung. Die Versammlung kann keine bindenden Beschlüsse fassen, doch verfügen ihre Empfehlungen über eine hohe Autorität für die Mitgliedskirchen der Anglikanischen Gemeinschaft.

An den knapp dreiwöchigen Beratungen nehmen auch hochrangige Vertreter aus anderen christlichen Weltgemeinschaften sowie von Kirchen teil, die mit der Anglikanischen Gemeinschaft in voller Abendmahlsgemeinschaft stehen.

Seitens der Weltgemeinschaften sind unter anderem vertreten: Kardinal Ivan Dias, Präfekt der Missionskongregation (Vatikan); Kurienkardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen (Vatikan); Pfarrer Samuel Kobia, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK); Pfarrer Ishmael Noko, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB); Pfarrer Prof. Robert Gribben vom Methodistischen Weltrat (WMC); Pfarrer Prof. Iain Torrance vom Reformierten Weltbund (RWB); Pfarrer Dr. Geoff Tunnicliffe, Direktor der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA); Pastor Dr. Anthony Kent von der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten; Patriarch Theophilus III. von Jerusalem; Metropolit Kallistos von Diolkeia vom Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel und Erzbischof Hovnan Derderian von der Armenischen Kirche.

Die am 16. Juli beginnende Konferenz mit Vertretern aus allen Kirchenprovinzen wird überschattet von einer drohenden Spaltung in der Anglikanischen Gemeinschaft. Auslöser der schweren Spannungen sind die Frage von Weiheämtern für Frauen und die unterschiedliche Bewertung der Homosexualität. Dabei geht es einerseits um die Zulassung von "praktizierenden" Homosexuellen zum Priester- und Bischofsamt, andererseits um die kirchliche Segnung von homosexuellen Lebenspartnerschaften.

Mehr als 200 anglikanische Bischöfe - vor allem aus Ländern des "Südens" – hatten angekündigt, das Treffen in Canterbury boykottieren zu wollen. Darunter sind fünf Oberhäupter von Kirchenprovinzen, wie der einflussreiche Primas von Nigeria, Erzbischof Peter Akinola. Dessen Kirche ist nach der "Kirche von England" die zweitgrößte innerhalb der "Anglican Communion". Die Kritiker werfen dem Ehrenoberhaupt der Anglikanischen Gemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams, mangelndes Durchgreifen gegen Tendenzen vor, die mit Bibel, Tradition und kirchlicher Lehre nicht zu vereinbaren seien.

Neuen Zündstoff lieferte die am 7. Juli getroffene Entscheidung der anglikanischen "Kirche von England", künftig Frauen zum Bischofsamt zuzulassen. Danach könnten erste Bischöfinnen für England und Wales nach einem mehrstufigen Gesetzgebungsverfahren 2014 geweiht werden.

Die weltweite anglikanische Kirchengemeinschaft umfasst mehr als 80 Millionen Mitglieder in 44 regionalen und nationalen Mitgliedskirchen in über 160 Ländern der Erde.
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