Jahresbericht des Übernachtungshauses für wohnungslose Frauen in Leipzig veröffentlicht

Wohnungslosigkeit betrifft Frauen jeden Alters (Symbolbild).

© Foto: Diana Cibotary-pixabay.com

Jahresbericht des Übernachtungshauses für wohnungslose Frauen in Leipzig veröffentlicht

APD
Leipzig

Im Jahr 2022 nutzen 145 Frauen mindestens einmal das Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen in Leipzig, eine Einrichtung mit 24 Betten. Zwar seien es 8 Frauen weniger als 2021 gewesen, aber im Zeitraum von zehn Jahren sei die Anzahl der Übernachtungen um etwa 77 Prozent gestiegen. Viele Frauen blieben nur eine Nacht, andere bis zu mehreren Monaten. Im Durchschnitt seien es 50 Tage im Jahr. Es gebe einige Frauen, die allerdings schon seit Jahren dort übernachteten, so das AWW.

Aus allen Altersgruppen und Schichten

Wohnungslosigkeit betreffe Frauen jeden Alters, wobei die Gruppe der 26 – 45jährigen am stärksten vertreten sei. „Die Frauen kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten, nicht nur aus Leipzig, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet. Viele sind nur auf der Durchreise. Etwa 15 Prozent der Frauen kamen aus EU- und Drittstaaten. Insgesamt waren 16 Nationen vertreten, etwa jede fünfte hat einen Migrationshintergrund“, so die Pressemitteilung.

38 Prozent der Frauen bezögen Bürgergeld, etwa 22 Prozent bestritten ihren Lebensunterhalt durch Einkünfte wie Erwerbsminderungs- und Altersrente oder auch durch Erwerbsarbeit und über 40 Prozent hätten keinerlei geregelte Einkünfte. Diese Tendenz sei steigend.

Vielfältige Gründe für die Aufnahme im Übernachtungshaus

Gründe für die Aufnahme im Übernachtungshaus seien ein Anstieg der fristlosen Kündigungen der Wohnung infolge von mietwidrigem Verhalten (von 8 Prozent auf 19 Prozent im Jahr 2022). Ebenso seien die Trennung vom Partner bzw. Konflikte mit der Familie oder Freunden und Bekannten und dem anschließenden Verweis aus der Wohnung (kein Eintrag der betroffenen Frau im Mietvertrag) Gründe für Wohnungslosigkeit. Weitere Gründe seien längere stationäre Krankenhausaufenthalte, keine Unterbringungsmöglichkeit in spezialisierten Notunterkünften für Drogenabhängige, Haftentlassung, Durchreisende, vorübergehende Wohnungslosigkeit durch Wohnungsbrand oder Wasserschaden, Schlüsselverlust u.ä.

Knapp 80 Prozent der Frauen hätten zudem gesundheitliche Probleme. „Viele von ihnen weisen Verhaltensauffälligkeiten auf oder sind psychisch krank. Meist befinden sich diese Frauen weder in ärztlicher Behandlung noch haben sie die dafür notwendige Krankheits- und Behandlungseinsicht. Auch Suchterkrankungen (Alkohol und Drogen) spielen bei etwa einem Viertel der Frauen eine Rolle. Behinderungen oder Schwangerschaften spielen eine eher untergeordnete Rolle“, heißt es in der Pressemitteilung.

Weitere Unterstützung

Auch wenn das Bereitstellen eines sauberen und sicheren Schlafplatzes, die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und das Sichern einer finanziellen Lebensgrundlage zunächst Vorrang hätten, gehe es den Mitarbeiterinnen auch darum, die Frauen auf ihrem Weg möglichst zurück in ein selbstbestimmtes Leben mit Erwerbsarbeit und eigener Wohnung zu unterstützen. Auch die Vermittlung in geeignete Hilfestrukturen, Therapien oder Behandlungen gehörten dazu.

Die Arbeit im Übernachtungshaus sei für die Mitarbeiterinnen äußerst herausfordernd und emotional belastend, denn die bedrückenden Einzelschicksale gingen an keinem spurlos vorbei. Deshalb seien angemessene Arbeitsstrukturen und Angebote bzw. Maßnahmen der Selbstfürsorge unverzichtbar. In jedem Fall gelte allen Mitarbeiterinnen eine uneingeschränkte Anerkennung für ihren Dienst in der Einrichtung für Frauen in Not, so das AWW.

Advent-Wohlfahrtswerk e. V.

Das Advent-Wohlfahrtswerk (AWW) ist ein gemeinnütziger Verein und bildet mit einer Reihe von sozialen Einrichtungen und verschiedenen Tochtergesellschaften das Sozialwerk der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland. Im vergangenen Jahr feierte es sein 125-jähriges Bestehen. Das AWW unterhält Kindertagesstätten, Seniorenheime, Suchtberatungsstellen, Hospize und andere soziale Einrichtungen sowie örtliche Helferkreise.