Der am 24. Februar von Russland begonnene Angriffskrieg auf die Ukraine hat laut „statista“ bis Anfang Mai zu 5,5 Millionen Geflüchteten in andere Länder und laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zu 7,7 Millionen Binnenflüchtlingen geführt. Das sei die größte Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.
„Ein Drittel der Adventisten wurde vertrieben oder ist geflüchtet“
Maksym Krupskyi, Direktor der Hope Media Group, dem Medienzentrum der Adventisten in der Ukraine sowie der Abteilung für öffentliche Angelegenheiten und Religionsfreiheit der adventistischen Kirchenleitung in der Ukraine, wies auf die Auswirkungen des Krieges hin. „Ich kenne die genauen Zahlen nicht, aber ich gehe davon aus, dass mehr als 30 Prozent unserer Kirchenmitglieder Vertriebene oder Flüchtlinge sind.“ Bei einer Gesamtmitgliederzahl von 43.307 bedeutet dies, dass etwa 13.000 ukrainische Adventisten ihre Heimat verloren haben oder gezwungen sind, sie zu verlassen.
In vom russischen Militär besetzten Gebieten ist die Versorgungslage prekär
„Die Menschen, die in Gebieten leben, in denen keine militärischen Auseinandersetzungen stattfinden, kommen bislang gut zurecht“, sagte Nosov. Die Situation in den besetzten Gebieten sei jedoch anders. „Den Kirchenmitgliedern dort gehen die Lebensmittel, das Wasser und die Möglichkeiten, zu heizen, aus. Es ist eine humanitäre Krise“, so der Kirchenleiter.
Zerstörte adventistische Kirchengebäude, andere dienen Obdachlosen
Einige Kirchengebäude seien zerstört worden. Unbeschädigte Gebäude dienten als Unterkünfte für Obdachlose.
Alle adventistischen Schulen sind geschlossen – sie bieten online Unterricht an
Von den 40 Schulgebäuden, die der adventistischen Kirche in der Ukraine gehören, seien zwischenzeitlich alle geschlossen und der Unterricht werde online angeboten. Das Ukrainian Adventist Center of Higher Education (UACHE) in Butscha habe nur geringe Schäden erlitten und sei ebenfalls geschlossen. Studierende und Mitarbeitende seien rechtzeitig evakuiert worden. Ein Teil von ihnen ist auf dem Campus der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg untergebracht.
Nothilfe und Evakuierungen
Die adventistische Kirche sei damit beschäftigt, sowohl ihren Mitgliedern als auch der Gesellschaft zu dienen. „Pastoren und Leiter helfen bei der Evakuierung von Menschen aus den Kampfgebieten“, berichtet Nosov. „Sie stellen Unterkünfte, Medikamente, Lebensmittel, Informationen zur Verfügung und beten für sie.“ (Siehe auch die APD-Meldung https://www.apd.info/2022/04/14/adventistische-kirche-in-der-ukraine-organisiert-evakuierungen/)
Neue Dienstroutine für Pastoren
80 Prozent der adventistischen Pastoren seien noch im Land. Krupskyi beschrieb die neue Dienstroutine der adventistischen Pastoren: „Unsere Partner und Freunde liefern Hilfsgüter in die westlichen Regionen des Landes. Von dort aus bringen die Pastoren die Hilfsgüter in kleinen Autokonvois in die umkämpften Gebiete und evakuieren die Menschen auf dem Rückweg aus diesen Gebieten.“
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen Hope Media Ukraine und dem Büro der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe (ADRA) in Rumänien erhalten die Binnenvertriebenen außerdem Hygieneartikel, Lebensmittel, Wasser, Kleidung und Medikamente.
Menschen fragen nach Gott
„In der Dunkelheit von Tod und Zerstörung suchen die Menschen Gott“, sagte Nosov. „Sie fragen nicht, warum Gott diesen Krieg zulässt, sondern suchen die Verbindung zu ihm.“ Überraschenderweise nimmt die Zahl der Kirchenbesucher zu. „Es sind jetzt mehr Menschen in unseren Kirchen als früher. Die Kirchengemeinden, deren Gebäude nicht beschädigt oder zerstört wurden, arbeiten normal weiter und bieten Gottesdienste für eine wachsende Zahl an Menschen an.“
„Hope Channel Ukraine, das adventistische Fernsehen, sendet von Montag bis Freitag um 11:00 und 18:00 Uhr, am Samstag um 11:00 Uhr und am Sonntag um 18:00 Uhr und macht trotz der Herausforderungen weiter“, so Krupskyi. (Siehe auch APD-Meldung https://www.apd.info/2022/04/01/ukraine-menschen-suchen-schutz-und-hoffnung-in-kirchen/)
Trotz allem Grund zur Hoffnung
„Wir wissen nicht, was als nächstes passieren wird. Alles liegt in Gottes Hand. Aber wir wissen, dass seine Hände uns gesegnet haben, und das gibt uns Grund zur Hoffnung“, so Kirchenleiter Stanislav Nosov. Er danke Gott für dessen Barmherzigkeit inmitten der Tragödie.