Der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel (Berlin), sagte in seinem Vortrag, dass drei von vier Menschen weltweit in einem Land lebten, in dem die Religionsfreiheit verletzt werde. Leider nehme diese Zahl aktuell sogar noch zu. In 70 Staaten gebe es menschenrechtswidrige Blasphemiegesetze und in elf Ländern drohe bei einer
Abkehr von der Mehrheitsreligion sogar die Todesstrafe. Es sei deshalb enttäuschend, dass das Amt des Sonderbeauftragten der Europäischen Kommission für Religions- und Weltanschauungsfreiheit außerhalb der EU bisher nicht neu besetzt worden sei. Der bisherige Amtsinhaber Christos Stylianides war im September nach nur vier Monaten im Amt ausgeschieden, um als Minister in die griechische Regierung einzutreten. Bis heute ist noch kein Nachfolger ernannt worden. Grübel war Schirmherr des Kongresses.
Open Doors: Konvertiten wird in Deutschland nicht geglaubt
Der Pressereferent von Open Doors Deutschland, Ado Greve, lenkte in seinem Vortrag den Blick auf Deutschland. Asylsuchende, die einen muslimischen Hintergrund haben und Christen geworden sind, hätten es hierzulande schwer. Denn ihnen werde nicht geglaubt, wie eine Open-Doors-Befragung von 133 Gemeinden ergeben habe. Von den 5.207 betreuten Konvertiten wurden von 2017 bis Mai 2021 trotz vorgelegter Glaubensbescheinigung 2.045 durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) abgelehnt. 1.400 von ihnen wurden anschließend erneut durch Verwaltungsgerichte abgelehnt. 99 Konvertiten wurden abgeschoben. Greve sprach von einem „Ruf der Verzweiflung“ der Betroffenen, die beklagten: „Uns wird nicht geglaubt.“
Verfolgte Frauen – vergewaltigt und anschließend verstoßen
Die Verfolgung von christlichen Frauen geschieht oft versteckter als die von Männern, so Helene Fisher (Deckname), Spezialistin für geschlechtsspezifische Verfolgung bei Open Doors International, bei ihrem Kongressvortrag. Sie hat für Open Doors analysiert, wie sich die geschlechtsspezifischen „Druckpunkte“, die Christen aufgrund ihres Glaubens erleben, bei Männern und Frauen unterscheiden. So erlebten Männer vor allem körperliche Gewalt, wirtschaftliche Schikanen und würden häufig inhaftiert. Frauen seien von sexueller und körperlicher Gewalt sowie Zwangsheirat betroffen. Der Status und die Rollen von Männern und Frauen in der Gesellschaft bestimmten die Form, wie Druck ausgeübt werden könne, so Fisher. Es gebe somit nur wenige Frauen, die wegen ihres Glaubens im Gefängnis säßen. Ihr Gefängnis sei zumeist „Stigma und Scham“. Frauen würden unabhängig von ihrer Religion in Kriegen vergewaltigt, beispielsweise 2013 im Bürgerkrieg in Zentralafrika. In den christlichen Gemeinden hätten die Betroffenen dort als Eheverbrecherinnen gegolten und seien oftmals verstoßen worden. Den Frauen werde somit ihr Platz in der Kirche und in der Familie verwehrt, so Fisher: „Die Reaktion des Umfelds kann genauso so viel Schaden zufügen wie die Verfolgung selbst.“
Jahrbücher zur Christenverfolgung und Religionsfreiheit erschienen
Der 860-seitige Doppelband mit dem „Jahrbuch Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2021“ sowie dem „Jahrbuch Religionsfreiheit 2021“ ist erschienen. Die beiden Jahrbücher gibt es als Buch, sie können aber auch kostenlos im Internet heruntergeladen werden.
Die gedruckte Fassung erscheint im Verlag für Kultur und Wissenschaft. Beide Jahrbücher sind in einem Wendebuch zusammengebunden. Jedes Jahrbuch beginnt auf einer anderen Seite des Umschlags.
Die Jahrbücher werden von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, dem Internationalen Institut für Religionsfreiheit und den Religionsfreiheitsarbeitskreisen der drei deutschsprachigen Allianzen, der Deutschen Evangelischen Allianz, der Schweizerischen Evangelischen Allianz und der Österreichischen Evangelischen Allianz von Thomas Schirrmacher, Martin Warnecke und Uwe Heimowski herausgegeben.
Kostenloser Download beider Bücher:
„Jahrbuch Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2021“
„Jahrbuch Religionsfreiheit 2021“
https://iirf.eu/journal-books/german-yearbooks/jahrbuch-religionsfreiheit-2021