Esther Knott, Leiterin der Predigtamtsabteilung der Adventisten in Nordamerika, berichtete über ihre Erfahrungen und ihren Weg als Pastorin. Die ursprünglich aus Ungarn stammende Leiterin der adventistischen Abteilung Frauen und Familie in Westaustralien, Piroska Vranyakne-Feith, präsentierte das Thema „Geistliche Disziplin in Führungspositionen“ und illustrierte humorvoll die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Führungsmodellen. Über die Themen Menschenwürde, Gleichberechtigung, Frauenrechte, sexueller Missbrauch und Frauendiskriminierung referierte Simone Emmert, Juristin und Dozentin für Sozialrecht an der Theologischen Hochschule Friedensau. Claudia Sokolis-Bochmann, verheiratet mit einem adventistischen Pastor und selbst baptistische Pastorin, berichtete von dem langen, hindernisreichen Weg, bis sie von ihrer Kirche endlich als Gemeindepredigerin anerkannt wurde. Eine Tagesexkursion führte nach Berlin ins Pergamon-Museum und auf den Spuren des Reformators in die Lutherstadt Wittenberg.
Seelische Verletzungen durch Diskriminierung
„Immer wieder erleben Pastorinnen, dass ihre Überzeugung, von Gott zum Predigtdienst berufen zu sein, von Menschen ihres eigenen Glaubens unterdrückt, abgelehnt und bezweifelt wird“, so Heidemarie Klingeberg, adventistische Pastorin in München. Die seelischen Verletzungen durch diese Art von Diskriminierung seien während der Tagung spürbar und sichtbar gewesen. Die Teilnehmerinnen hätten von ihren persönlichen Erfahrungen erzählt. Der Austausch zum Thema „Ich bin nicht allein“ sei laut Klingeberg für die Teilnehmerinnen ermutigend gewesen und mit der Hoffnung verbunden, dass eines Tages der Traum von Martin Luther King wahr werde und es keine Diskriminierung mehr gebe.
Keine uneingeschränkte Gleichstellung von Pastoren und Pastorinnen
Innerhalb der weltweiten Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten gibt es keine uneingeschränkte Gleichstellung von Pastorinnen und Pastoren. Im Juni 2015 stimmte die Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) in San Antonio/USA als oberstes Organ der Freikirche mehrheitlich gegen einen Antrag, die Entscheidung zur Ordination von Frauen den weltweit 13 teilkontinentalen Kirchenleitungen (Divisionen) zu überlassen. Diese Frage war bereits auf den Weltsynoden 1990 und 1995 negativ entschieden worden. Die Beschlüsse der Weltsynode stoßen vor allem in westlich orientierten Ländern auf Widerspruch.
Adventistische Frauen können nach der Entscheidung der Weltsynode in San Antonio zwar weiterhin nach ihrem mehrjährigen Theologiestudium in der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten als Pastorinnen „gesegnet“ und damit beauftragt werden, Amtshandlungen, wie Taufe, Abendmahl, Trauung und Beerdigung, vorzunehmen; doch ist diese Vollmacht örtlich begrenzt. Während die Ordination von Pastoren innerhalb der Freikirche weltweit Gültigkeit hat, dürfen gesegnete Pastorinnen nur in den Gebieten wirken, die zu einer Kirchenleitung gehören, welche die Segnung auch praktiziert. Ordiniert zum weltweiten Dienst werden lediglich männliche Geistliche. Nur sie dürfen in das kirchenleitende Amt eines Präsidenten einer regionalen (Vereinigung) und überregionalen Kirchenleitung (Verband/Union) berufen werden, da hierfür die Ordination notwendig ist.
Weltkirchenleitung erkennt die Ordination von Pastorinnen nicht an
Bereits in den Jahren vor der Weltsynode 2015 in San Antonio sind sowohl in den USA als auch in wenigen europäischen Ländern insgesamt knapp 40 Frauen zum Pastorendienst ordiniert worden. Pastorin Sandra Roberts wurde zudem im Oktober 2013 offiziell von der dafür zuständigen Delegiertenversammlung mit 72 Prozent Zustimmung zur Präsidentin einer Vereinigung, nämlich der Südostkalifornischen Kirchenleitung (SECC), gewählt. Voraussetzung für eine derartige Leitungsfunktion ist die Ordination. Da die Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) die Ordination von Pastorinnen nicht anerkennt, betrachtet sie auch die Wahl von Sandra Roberts als ungültig. Sie wird daher als SECC-Präsidentin im offiziellen Verzeichnis der Weltkirchenleitung nicht aufgeführt.