Bereits im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) habe die Regierung der Vereinigten Staaten 1864 den wehrpflichtigen Mitgliedern der noch jungen adventistischen Kirche den Status eines „Nichtkämpfers“ (Kriegsdienstverweigerers) zuerkannt. „Diese Position hat unsere Kirche seither konsequent eingenommen“, betonte Wilson.
Trotz guter Staatsbürgerschaft Gott an die erste Stelle setzen
Die Verweigerung des Kriegsdienstes sei unter anderem 1954 von der adventistischen Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung), dem höchsten Organ der weltweiten Kirche, durch die Erklärung „Das Verhältnis der Siebenten-Tags-Adventisten zu Zivilregierungen und zum Krieg“ bestätigt worden. Darin heißt es: „Echtes Christentum bekundet sich in guter Staatsbürgerschaft und Loyalität gegenüber der Zivilregierung. Der Ausbruch eines Krieges unter den Menschen ändert nichts daran, dass der Christ seine höchste Loyalität und Verantwortung gegenüber Gott hat, noch ändert sich dadurch seine Verpflichtung, seinen Glauben zu leben und Gott an die erste Stelle zu setzen. Diese Partnerschaft mit Gott durch Jesus Christus, der in diese Welt kam, nicht um das Leben der Menschen zu zerstören, sondern um sie zu retten, veranlasst die Siebenten-Tags-Adventisten, für die Position des Nichtkämpfers einzutreten. Sie folgen damit ihrem göttlichen Meister, indem sie Menschen nicht töten, sondern ihren Dienst in jeder möglichen Weise einsetzen, um Menschenleben zu retten.“
Sich nicht dem Militär anschließen
„Nichtkämpfer“ bedeute unbewaffneten Dienst in Streitkräften, Dienst in der medizinischen Abteilung einer Streitkraft sowie jede andere Aufgabe, die nicht den Einsatz von Waffen im Kampf erfordere und auch nicht die Ausbildung an Waffen. Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten vertrete nicht nur die Position des Nicht-Kämpfens, sondern ermutige ihre Mitglieder darüber hinaus auch, sich nicht dem Militär anzuschließen, informierte Ted Wilson. Dennoch versuche die Kirche nicht, die Rolle des Gewissens eines Mitglieds zu übernehmen, sondern dessen Gewissen und Verhalten zu bilden, damit Entscheidungen möglichst durchdacht getroffen werden könnten.
Die weitweite Kirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten sei sich bewusst, so der Kirchenpräsident, dass es in einigen Ländern keine Möglichkeiten gebe, den Kriegsdienst zu verweigern und Adventisten verpflichtet seien, im Militär ihres Landes zu dienen. Selbst dann würden diese jungen Gläubigen ermutigt, Wege zu finden, Gott treu zu sein, während sie ihrem Land dienten. Die Kirche bemühe sich, Mitglieder, die beim Militär dienen – sei es aus persönlicher Entscheidung oder aufgrund der Wehrpflicht – durch den „Adventistischen Seelsorgedienst“ und andere Möglichkeiten geistlich zu betreuen. Siebenten-Tags-Adventisten hätten in den 155 Jahren ihres Bestehens ihr historisches Zeugnis für Frieden und Kriegsdienstverweigerung aufrechterhalten. Diese Position sei nicht verborgen geblieben. So offen wie möglich hätten adventistische Kirchenleiter immer wieder führende Politiker der Welt aufgerufen, Konflikte zu vermeiden und den Friedefürst Jesus Christus zu suchen, der gekommen sei, damit wir „Leben haben und es in Überfluss haben“ (Johannesevangelium 10,10).
Auch in Deutschland „Mut zum Frieden“
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland hat zum einhundertsten Jahrestag der Beendigung des Ersten Weltkriegs die Erklärung „Mut zum Frieden“ beschlossen. Sie wurde in der Februar-Ausgabe 2018 der Kirchenzeitschrift „Adventisten heute“ veröffentlicht. Die Freikirchenleitung empfiehlt in der Erklärung ihren Mitgliedern sowie den Mitgliedern der Adventjugend, „sich weder direkt an einem Krieg im Rahmen des freiwilligen Dienstes in der Bundeswehr noch indirekt bei der Vorbereitung eines Kriegs durch Mitwirkung an der Waffen- und Zubehörproduktion sowie an der Informationstechnik zu beteiligen.“ Die Erklärung „Mut zum Frieden“ kann im Internet heruntergeladen werden unter: