Adventistische Weltkirchenleitung investiert nicht mehr bei Waffenherstellern

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© Foto: geralt/pixabay

Adventistische Weltkirchenleitung investiert nicht mehr bei Waffenherstellern

APD

Anlagepraktiken werden überprüft
Der Vorstand der Generalkonferenz traf sich am 20. März, um die aktuellen Investitionspraktiken der Weltkirchenleitung zu überprüfen und anzupassen. Das Investment Managementkomitee der Generalkonferenz wird über deren Investmentbüro und die verschiedenen adventistischen Treuhänder der Fonds durch die Weltkirchenleitung mit der Vermögensverwaltung beauftragt. Das Mandat umfasst die Verwaltung der von adventistischen Organisationen, Pensionskassen und Institutionen der Generalkonferenz anvertrauten Gelder.

Das Investment Managementkomitee ist laut Adventist News Network (ANN) bestrebt, „diese Fonds professionell, treuhänderisch, umsichtig und konsequent anzulegen“. Laut dem Komitee folgt die adventistische Weltkirchenleitung „in der Regel der ‚Prudent Investor Rule‘ (Verhalten eines umsichtigen Anlegers) durch Beibehaltung eines stark diversifizierten Anlageportfolios mit unterschiedlichen Anlagestrategien auf der Grundlage der kompetentesten professionellen Beratung, die wir uns sichern können“.

Nun auch keine Aktien mehr bei Kriegswaffenherstellern
Im Rahmen einer Überprüfung der Anlagepraktiken überarbeitete der Vorstand die Kriterien. In seiner Sitzung vom 20. März bestätigte er die folgenden Kriterien für das Investment-Screening: „Wir bekräftigen unsere derzeitigen Investitionsbeschränkungen für Unternehmen, die in den folgenden Branchen tätig sind: Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Pornografie, Fleischprodukte und koffeinhaltige Getränke. Wir weisen das Investmentkomitee der Generalkonferenz an, sicherzustellen, dass alle Anlageausschlüsse mit der Verwendung von Produkten und Dienstleistungen im Einklang stehen, die unserer Norm und den Werten der Siebenten-Tags-Adventisten im Alltag entsprechen.“

Der Vorstand stimmte laut ANN zudem dafür, „dass wir das Investment Managementkomitee der Generalkonferenz anweisen, alle gegenwärtigen und möglichen Investitionen zu überprüfen, um jene Unternehmen auszuschließen, deren Einnahmen hauptsächlich oder beträchtlich aus der Herstellung und dem Verkauf von Waffen, Kampffahrzeugen, Munition oder anderen Techniken zur Kriegsführung stammen. Darüber hinaus weisen wir das Investment Managementkomitee der Generalkonferenz an, Investitionen in Unternehmen, die in der Herstellung von Streumunition, Landminen oder Atomwaffen tätig sind, zu unterlassen und diese auszuschließen, unabhängig davon, welchen Anteil diese Produkte an den Unternehmenserlösen oder -umsätzen haben.“

„Als religiöse Einrichtung sind wir dafür verantwortlich, dass unsere Finanzstrategien und Investitionen mit unseren bekannten Werten und Selbstverpflichtungen übereinstimmen“, betonte Tim Aka, stellvertretender Finanzvorstand der Weltkirchenleitung und verantwortlich für das Anlage-Management. „Dieser Prozess dauert an und ist nach wie vor von entscheidender Bedeutung für das Investmentbüro.“

Die weltweite adventistische Kirche erklärte 2002 in einer offiziellen Stellungnahme mit dem Titel „Siebenten-Tags Adventisten rufen zum Frieden auf“ (Call for Peace): „Kirchen sollten nicht nur für geistliche Beiträge zuständig sein – obwohl diese grundlegend sind – sondern auch für ihre Unterstützung von Lebensqualität und in diesem Zusammenhang ist Frieden schaffen wesentlich.“

Appell der norwegischen Kirchenleitung
Pastor Victor Marley, Präsident der Siebenten-Tags-Adventisten in Norwegen, rief die Weltkirchenleitung auf, alle Investitionen in Unternehmen, welche Waffen herstellen, zu beenden. Sein Aufruf wurde am 23. Februar auf der Kirchenwebseite in Norwegen publiziert. Der Appell war die Folge einer kürzlich gemachten Entdeckung, dass die adventistische Generalkonferenz seit Jahren kleine Anteile an einer Reihe von Waffenherstellern besitzt.

Marley betonte laut CBS KULTUR INFO in seinem Appell an die Weltkirchenleitung, es sei völlig inakzeptabel, dass die adventistische Kirche Aktien von Unternehmen besitze, die direkt oder indirekt mit der Waffenindustrie zusammenhängen. Das sei der Grund gewesen, weshalb die norwegischen Adventisten von der Weltkirchenleitung volle Transparenz in der Investitionsfrage verlangt und diese aufgefordert habe, sich aus Anlagen zurückzuziehen, die nicht mit den Überzeugungen, Lehren und Werten der Adventisten übereinstimmten.

Der Appell aus Norwegen wurde von privaten adventistischen Medien auf Englisch veröffentlicht. Die von der Freikirche unabhängige pazifistische Organisation „Adventist Peace Fellowship“ schrieb daraufhin einen offenen Brief an den Präsidenten der Generalkonferenz Ted Wilson. Darin forderte sie, dass die adventistische Kirchenleitung nicht mehr in Unternehmen investiere, die sich mit der Herstellung von Waffen beschäftigen. Gleichzeitig forderte sie mehr Transparenz bezüglich laufender Investitionen, strengere ethische Richtlinien für Investitionen und den Ausstieg aus bestehenden Anlagen in der Waffenindustrie.

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