Nicholas Miller, Professor für Kirchengeschichte an der Andrews Universität in Berrien Springs, Michigan/USA, befasste sich in seinem Eröffnungsvortrag am Montagabend mit den protestantischen Wurzeln der Glaubensvorstellungen der Siebenten-Tags-Adventisten über den Sabbat, die Erlösungslehre und das Motiv des großen Kampfes zwischen Gott und Satan. Grundlagen für diese Konzepte ließen sich bei den niederländischen protestantischen Theologen Jakobus Arminius (1560-1609) und Hugo Grotius (1583-1645) finden.
Martin Luther und die Adventisten
Der erste volle Tag des Symposiums stand ganz unter dem Zeichen des großen deutschen Reformators aus Wittenberg. Dr. Stefan Höschele, Dozent für systematische Theologie an der Theologischen Hochschule Friedensau (ThHF), zeigte in seinem Vortrag auf, dass es bei den frühen Adventisten eine Entwicklung im Sprachgebrauch von „Reformation“ und „protestantisch“ gegeben hat: Von einer hauptsächlich negativ belegten Sichtweise von „Protestantismus“ und einem gänzlich positiven Gebrauch von „Reform“ hin zu einer differenzierten und eher positiven Verwendung dieser Begriffe.
Über das Lutherbild bei Ellen G. White, der Mitbegründerin der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, ging es im Referat von Denis Kaiser, Doktorand an der Andrews Universität. Martin Luther werde in ihren Schriften als der Reformer schlechthin dargestellt. Besonderen Wert lege sie auf Luthers Betonung der Autorität der Heiligen Schrift und der Rechtfertigung allein aus dem Glauben.
Martin Luthers Vorstellungen über die Endzeit thematisierte Dr. Daniel Heinz, Leiter des historischen Archivs der Freikirche in Europa. Luthers Denken sei stark von der nahen Erwartung der Wiederkunft Christi geprägt gewesen. Heinz monierte, dass Luthers Lehre von den letzten Dingen zu wenig Raum in der Forschung einnehme. Gerade bei dieser Thematik gebe es viele Schnittmengen mit adventistischen Glaubensauffassungen.
Der isländische Theologe Jón Hjörleifur Stefánsson untersuchte die Aussagen Luthers zum Thema „Antichrist“ und zog Parallelen zur adventistischen Auslegung. Luther habe das Thema aus der mittelalterlichen Theologie übernommen und in Geschichte und Zukunft konkret verortet. Das Evangelium sei für Luther die einzige „Waffe“, dem „Antichristen“ entgegen zu treten.
Gleich zwei Referate hatten das „Sola Sriptura“-Prinzip (allein die Schrift) im Blick. Der adventistische Pastor Christian Lutsch vertrat die Ansicht, dass sich Martin Luthers Verwendung von Sola Scriptura nicht in erster Linie gegen die damalige Kirche richtete, sondern gegen eine ungebührliche Verwendung der Bibel. Luther wollte klarstellen, dass derjenige, der die Bibel aufschlägt, in einen Dialog mit Gott tritt. Sully Sanon, Theologiestudent an der ThHF, legte seine Deutung des Sola Scriptura-Prinzips als „Devotion“ (Hingabe) vor. In dieser Deutung sei Theologie ein Dialog über und ein Dienst an dem Text der Heiligen Schrift.
Weitere Informationen zum Symposium sind im Internet unter www.thh-friedensau.de/2-ias-symposium-2/ zu finden. Das erste internationale Symposium des Instituts für adventistische Studien hatte im Mai 2014 als Thematik „Die Auswirkungen des 1. Weltkriegs auf die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten“.
_____________________________________________________________________________