Miroslav Kiš, adventistischer Theologe und Ethiker, gestorben

Miroslav Kiš (73), adventistischer Theologe und Ethiker, ist nach Angaben der Andrews University, Berrien Springs, Michigan/USA, am 23. Februar nach einem Herzinfarkt in seinem Heim, nahe der Universität, gestorben.

Miroslav Kiš sei im Sommer 2015, nach 31 Jahren im Dienst der adventistischen Andrews University, in den Ruhestand getreten. Zuletzt habe er als Professor für christliche Ethik unterrichtet und den Lehrstuhl für Theologie und christliche Philosophie inne gehabt, wie die nordamerikanische Kirchenzeitschrift Adventist Review (AR) mitteilte. „Bitte seid mit euren Gedanken und Gebeten bei der ganzen Familie Kiš, welche eine schwierige Zeit mit dem unerwarteten Verlust durchmacht“, heißt es in der Nachricht der Universität.

Miroslav Kiš werde von ihm nahestehenden Personen als engagierter Professor und Freund beschrieben, der nie Kompromisse bezüglich biblischer Prinzipien eingegangen sei und auch entsprechend gelebt habe, so AR.

„Er war ein hervorragender Ausleger biblisch-theologisch-ethischer Inhalte“, sagte Jiří Moskala, Dekan des Theologischen Seminars der Andrews Universität, der Kiš seit mehr als 20 Jahren kannte. Kiš habe es verstanden, alte Wahrheiten auf neue und fesselnde Weise zu vermitteln. „Er ist bezüglich biblischer Prinzipien keine Kompromisse eingegangen, auch dann nicht, wenn es unbequem wurde. Notlügen gab es für ihn nicht“, sagte Moskala. Es sei Kiš nicht um Ansehen gegangen, sondern um biblische und theologische Wahrheit.

„Freiwillige Waise“
Miroslav Kiš wurde am 6.11.1942 als zehntes von elf Kindern in Mikluševci/Kroatien, in eine adventistische Familie ukrainischer Herkunft, geboren. Als Miroslav zwei Jahre alt war, starb sein Vater, was laut AR seine Unabhängigkeit und Selbstverantwortung gefördert habe.

Während des Theologiestudiums am adventistischen Campus Adventiste du Salève, Collonges/Frankreich habe sein Schwiegervater aus den USA verschiedentlich angerufen, um die Bedürfnisse des jungen Paares abzuklären. Miroslav habe ihre angespannte finanzielle Lage nicht offenlegen wollen, um die Unabhängigkeit von der Hilfe des Schwiegervaters weiterhin zu bewahren. Auf entsprechende Fragen habe er ausweichend geantwortet. Eines Tages habe das Paar aber einen namhaften Check erhalten. Der Schwiegervater habe telefonisch nachgefragt, ob sie den Check erhalten hätten. Miroslav dachte, dass der Schwiegervater meine, er könne dessen Tochter finanziell nicht genügend bieten und fragte verteidigend, warum er ihnen den Check geschickt habe. „Weil du mich Vater nennst“, kam die Antwort. Mirolsav habe nicht mehr sprechen können und den Hörer seiner Frau gegeben.

Diese Episode aus seinem Leben habe Miroslav Kiš seinen Studenten erzählt, um ihnen sein Konzept der „freiwilligen Waisen“ zu illustrieren, sagte Stephen Bauer, Professor für Theologie und Ethik an der Southern Adventist University, Collegedale, Tennessee/USA. Viele Menschen machten sich auch Gott gegenüber vorsätzlich zu „freiwilligen Waisen“, habe Kiš erläutert. Man wolle sich nicht zugestehen, einen Vater zu brauchen und sei zu stolz, zuzugeben, dass etwas Hilfe gut tun würde. Das Konzept der „freiwilligen Waisen“, sei ein wichtiger und prägender Einfluss in seinem Leben gewesen, so Bauer. Es habe das Wesen der Liebe und Gnade Gottes treffend illustriert.

Pastor, Professor und Ethiker
Miroslav Kiš hat bis 1973 Theologie am Campus Adventiste du Salève, Collonges/Frankreich studiert und drei Jahre später an der Andrews University den Masterabschluss gemacht. Er hat anschließend als Pastor in Kalifornien/USA sowie in der kanadischen Provinz Quebec gearbeitet. 1983 hat Kiš den Doktortitel in philosophischer Ethik an der McGill University, Montreal/Kanada erlangt und ist im gleichen Jahr Mitarbeiter an der Andrews University, Michigan/USA geworden, wo er bis zu seiner Pensionierung wirkte. Miroslav Kiš war in den letzten Jahren Mitglied der Ethikkommission des Biblischen-Forschungs-Instituts (BRI) der adventistischen Weltkirchenleitung. Er setzte sich bei der Weltkirchenleitung auch dafür ein, dass ein ständiges ethisches Komitee geschaffen wird, das sich mit komplexen ethischen Fragen beschäftigt, zu denen die Kirche Stellung nehmen muss.

Kiš hinterlässt seine Frau Brenda Bond Kiš sowie zwei erwachsene Söhne mit Schwiegertöchtern und drei Enkel.

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