Laut „Notizie Evangeliche“ (NEV), die Nachrichtenagentur des Bundes der evangelischen Kirchen in Italien, ist Papst Franziskus der Einladung der Waldenserkirche gefolgt. Diese bildet seit 1979 eine Union mit der methodistischen Kirche in Italien. Im Verlauf der historischen Begegnung mit der „ältesten christlichen Minderheit im Land“, in der Waldenser-Kirche in Turin, hat der Papst die Bitte um Vergebung ausgesprochen: „Im Namen der katholischen Kirche bitte ich um Vergebung für unchristliche Haltungen und Verhaltensweisen, die wir im Lauf der Geschichte gegen sie angewandt haben, die unmenschlich waren. Im Namen des Herrn Jesus Christus, vergebt uns!"
Der Papst habe mit dem Überschreiten der Schwelle der Waldenserkirche eine hohe, seit 800 Jahren bestehende Mauer, niedergerissen, so NEV.
„Seine Bitte um Vergebung hat uns tief berührt und wir haben sie mit Freude aufgenommen“, sagte Pastor Eugene Bernardini, Moderator der „Tavola Valdese“, das ausführendes Organ der Synode, gegenüber NEV. „Man kann natürlich die Vergangenheit nicht ändern, aber es gibt Worte, die zu einem bestimmten Moment ausgesprochen werden müssen. Der Papst hatte den Mut sowie das Einfühlungsvermögen und hat die richtigen Worte getroffen", sagte Bernardini.
Waldenserkirche
Die protestantische Glaubensgemeinschaft, deren geografisches Zentrum in den Cottischen Alpen, den sogenannten Waldenser Tälern, westlich von Turin liegt, wird auf eine Gründung des Lyoner Kaufmanns Petrus Valdes (1140-1206) zurück geführt. Im Mittelalter wurden die Waldenser von der römisch-katholischen Kirche als Häretiker verfolgt.
Nach Angaben des wissenschaftlichen Mitarbeiters der Deutschen Waldenservereinigung leben in Italien rund 20.000 sowie in Argentinien und Uruguay 7.000 Mitglieder. In Italien bilden die Waldenser seit 1979 mit den Methodisten eine gemeinsame Kirche, die Chiesa Evangelica Valdese (Englisch: Union of the Methodist and Waldensian Churches).
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