Paul Metzger, „Brennpunkt Ökumene: Möglichkeiten am Ort“

Paul Metzger, „Brennpunkt Ökumene: Möglichkeiten am Ort“, Verlagshaus Speyer, Speyer, 2014, 96 Seiten, Paperback, 9,90 Euro, ISBN 978-3-939512-65-3

Ostfildern bei Stuttgart, 26.12.2014/APD Mit diesem Buch will Paul Metzger, Referent für die Bearbeitung von Grundsatzfragen katholischer Theologie am Konfessionskundlichen Institut Bensheim, ökumenische Fragen, welche die beiden großen Konfessionen betreffen, in allgemein verständlicher Sprache darstellen. Anlass des Bändchens ist der für Pfingsten 2015 geplante „Ökumenische Kirchentag“, den das römisch-katholische Bistum Speyer gemeinsam mit der Evangelischen Kirche der Pfalz gestalten möchte. Die folgenden Ausführungen beschränken sich daher auf die evangelische und die römisch-katholische Kirche, orthodoxe Kirchen und Freikirchen bleiben außer Acht. Es ist ein Buch für Laien, die sich für ökumenische Fragen interessieren, und sich fragen, ob die Trennung noch nötig ist. Für Metzger „sind genug Brücken gebaut, um die Gräben zwischen den Konfessionen zu überwinden und in der Praxis gemeinsam zu handeln und zu feiern.“ Nicht das gemeinsame Handeln, sondern das konfessionelle Eigenleben sei begründungspflichtig, so der Autor. Auf den knapp 100 Seiten schlägt Metzger auch konkrete Möglichkeiten vor, wie das Miteinander von katholischen und evangelischen Christen verbessert werden könnte.

Bereits in der Anlage des Buches kommt dieses Anliegen zum Tragen: Das von einem Pfarrer der evangelischen Landeskirche geschriebene Bändchen wird vom katholischen Blickwinkel „eingerahmt“: Johanna Rahner, Theologie-Professorin in Tübingen, geht in ihrem Vorwort auf das theologische Gewicht von kirchlichem Handeln vor Ort ein. Abt Marianus Bieber stellt in seinem Nachwort vier Modelle geistlicher Ökumene vor. Die ersten beiden Kapitel können als Einleitung gelesen werden. Metzger gibt darin einen Überblick über das Thema sowie eine präzise und kompakte Analyse unserer heutigen Lebenswelt. Daneben besteht das Buch aus zwei größeren Teilen.
Im ersten Teil werden grundsätzliche Fragen aus drei Perspektiven behandelt. Aus einer ersten, historischen Perspektive erklärt der Autor die Gründe für die Trennung der Kirchen. Aus einer zweiten, der Gegenwartsperspektive, nähert sich Metzger der Frage, warum die Kirchen heute noch getrennt sind. Hier werden das Kirchenverständnis, das Amtsverständnis und die Bibelhermeneutik der beiden großen Kirchen gegenüberstellt. Die dritte, auch in die Zukunft gerichtete Perspektive untersucht, ob diese Trennung weiterhin bestehen muss. Fazit des Autors: Es gibt eine hohe Übereinstimmung in Glaubensdingen. An den bestehenden Gräben sollte die Gemeinschaft der Kirchen nicht scheitern, da „es bereits seit längerer Zeit selbst über diese Gräben Brücken gibt, über die man gehen kann“ (Seite 58).

Der zweite Teil nimmt mit der Überschrift „Brennpunkte der Ökumene“ den Gesamttitel wieder auf. Hier kommt die zwischenkirchliche Problematik in den Bereichen „ökumenische Gottesdienste“, „Taufe“, „Abendmahl“ und „Ehe“ in den Blick. Zunächst wird der gegenwärtige Stand des Problems dargestellt. Danach sollen theologische Überlegungen zu grundsätzlichen Lösungen überleiten. Diese Lösungsvorschläge sind bewusst pragmatisch gehalten und wenden sich vor allem an die Ebene von Bistum und Landeskirche. Metzger geht es bei seinen Ausführungen nicht um eine Einheitskirche, oder „darum, dass eine Kirche die andere so lange überredet, bis diese einsieht, dass die andere ‚besser‘ ist und zu ihr zurückkehrt“ (Seite 46). Die Vielfalt der Konfessionen sei selbst im Neuen Testament angelegt (Seite 45). „Es geht darum, dass beide Kirchen sich weiterentwickeln, dass sie voneinander lernen und dabei auch von Gott immer mehr erfahren. Je mehr sie sich auf Christus zu entwickeln, desto näher kommen sie auch einander“ (Seite 46).

Metzger schreibt zwar mit einem pragmatischen Optimismus, bescheidet sich aber auch selbst, wenn er angibt, dass es nicht um „die“ Lösung „der“ ökumenischen Probleme des katholisch-evangelischen Dialogs überhaupt gehe (Seite 11). Auch wolle er nicht den Eindruck erwecken, alle ökumenischen Probleme seien in der evangelischen Kirche gelöst und lediglich „die Katholiken“ verweigerten sich (Seite 10). Dennoch fällt beim Lesen auf, dass gerade bei den „Brennpunkten der Ökumene“ doch immer noch manche Gräben existieren, die dem Rezensenten relativ breit vorkommen, beispielsweise bei der Frage der konfessionsverschiedenen Ehe und der Eucharistie.

Das Buch gibt einen aktuellen, erstaunlich kompakten Einblick in eine komplexe und historisch weit umfassende Thematik auf knappem Raum. Es ist darüber hinaus engagiert geschrieben und leicht zu lesen. Auch wenn nur die Positionen der beiden großen Konfessionen behandelt werden, ist das Bändchen doch jedem zu empfehlen, der sich in kurzer Zeit mit den zwischenkirchlichen Chancen und Herausforderungen bekannt machen möchte.

Jens-Oliver Mohr
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