Elisabeth Dieckamm/Clauß Peter Sajak (Hrsg.), "Weißt du, wer ich bin?"

Elisabeth Dieckamm/Clauß Peter Sajak (Hrsg.), "Weißt du, wer ich bin? Initiativen und Projekte für das interreligiöse und interkulturelle Lernen", Reihe Forum Religionspädagogik interkulturell, Bd. 24, Berlin: Lit Verlag, 2014, broschiert, 208 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 978-3-12299-5.

Ostfildern, 30.08.2014/APD Das Projekt "Weißt du, wer ich bin?" wurde von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) zusammen mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) getragen. Der Inhalt des Buches fasst den Ertrag des Projektes zusammen und reflektiert Perspektiven für den Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen. Über vier Jahre haben die drei abrahamitischen Religionen unter dem Motto "Weißt du, wer ich bin?" zusammengearbeitet, um das friedliche Zusammenleben der Religionen in Deutschland zu fördern. Das Projekt selbst, das sich vor allem gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt richtete, wurde 2003 von der Mitgliederversammlung der ACK beschlossen.

Mit 84 lokalen Initiativen in den vier Jahren hat das Projekt wesentlich zu einem guten Miteinander von Juden, Christen und Muslimen beigetragen, so die Autoren der Evaluation des Projekts. Mit kreativen Veranstaltungen wurden vielfältige Möglichkeiten erschlossen, einander kennenzulernen, Verbindendes zu entdecken sowie Unterschiede zu verstehen und zu respektieren.

Zu den Grundlagen von "Weißt du, wer ich bin?" zählt Elisabeth Dieckmann, Geschäftsführerin der ACK Deutschland, vor allem die Heilige Schrift. Mahnungen zum rechten Umgang mit Fremden finden sich bereits im Alten Testament in 3. Mose 19: "Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott." Die im Alten Testament gezogene Linie der Parteinahme für Entrechtete und Ausgegrenzte setzt sich in der Botschaft Jesu fort, wie wir sie in dem Gebot von der Nächstenliebe und dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter finden.

In Schwerin fand beispielsweise ein interreligiöses Wochenende statt, das durch eine jüdische Schriftgelehrte eröffnet wurde, die rituelle Texte und Lieder vortrug und gleichzeitig Bräuche und Traditionen rund um den Schabbat erklärte. Nach einem gemeinsamen Abendessen und ersten Kennenlernen gab es das Angebot zur "Begegnung unter dem Regenbogen", bei dem es um die gemeinsame Tradition rund um Noah ging. Auf diese Weise wurde ein Teil des Judentums nähergebracht und nachfolgend ein gemeinsames Thema behandelt, das alle drei Religionen verbindet. Der zweite Tag begann mit einem jüdischen Gottesdienst und dem Studium der Heiligen Schriften, gefolgt von einigen ebenfalls gemeinsam durchgeführten Aktivitäten. Es fand ein Austausch statt, der Glauben und Dialog in Bezug auf die religiöse Diaspora thematisierte und bei dem "jeweils aus Ost- und West-Perspektive" Gläubige aus den drei Traditionen ihre Erfahrungen schilderten. Das ermöglichte einen Einblick in die Glaubens- und Lebensgeschichte anderer Menschen und kann das Verständnis im Hinblick auf religiöse Minderheiten vertiefen.

An dieser Stelle wird vor allem der dritte Kompetenzbereich deutlich, bei dem es darum geht, den jeweils anderen anzuerkennen und sich mit verschiedenen Religionen und Weltanschauungen auseinanderzusetzen. Das zeigte sich auch in der darauf folgenden Gesprächsrunde, bei der muslimische Gäste im Mittelpunkt standen. Bei diesem Austausch ging es ebenfalls um die individuellen Lebensgeschichten und Erfahrungen. Es wurde beispielsweise von der Selbstverständlichkeit nachbarschaftlicher Beziehungen mit Andersreligiösen berichtet.

Abschließen gab es die Einladung, bei einem muslimischen Mittagessen als Gäste beizuwohnen. So konnte Neues entdeckt und Einblick in die dazugehörige Gebetspraxis erlangt werden. Es folgte ein Podiumsgespräch zum Thema "Dialog als Chance und Herausforderung in der religiösen Diaspora" mit drei Beiträgen unterschiedlicher Vertreter. Ergebnis des Austausches war die Erkenntnis, dass Dialog immer konkret und praktisch, aufgaben- und personenbezogen ist. Es geht um ein besseres Verständnis füreinander, um nicht mit Vorurteilen oder Intoleranz konfrontiert zu werden.

Das Projekt schloss nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche pädagogischer Einrichtungen ein. Das bedeutet, dass auch Versuche in Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten stattgefunden haben, um die jüngeren Generationen zu erreichen. Zu den Schwerpunkten gehörten auch die Menschenrechte und der Dialog des Handelns in nachbarschaftlichem Engagement.

Dr. Wolfgang Tulaszewski
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