Adventistische Pastorinnen in den Niederlanden werden ordiniert

BC Huis ter Heide/Niederlande, 09.07.2013/APD Am 30. Mai hat der Exekutivausschuss der adventistischen Kirchenleitung in den Niederlanden beschlossen, keine geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen Pastorinnen und ihren männlichen Kollegen mehr zuzulassen. Ab 1. Juni würden alle bereits im Dienst stehenden Pastorinnen, die eine segnende Beauftragung hätten, als ordiniert eingestuft; und künftig würden Frauen in gleicher Weise wie Männer zum Pastorendienst ordiniert, teilte Pastor Tom de Bruin, Sekretär (Geschäftsführer) der Kirchenleitung, mit. Da es sich um einen heiklen Beschluss handle, der zuerst mit der zuständigen Kirchenleitung der Adventisten in Nord- und Südosteuropa, mit Sitz in St. Albans/England, besprochen werden musste, sei dessen Veröffentlichung auf den 5. Juli festgelegt worden.

Die Delegiertenversammlung der niederländischen Siebenten-Tags-Adventisten verurteilte im November 2012 in einer Stellungnahme die Ungleichbehandlung von Mann und Frau und beauftragte die Kirchenleitung, den Grundsatz der Gleichheit der Geschlechter auch in der Weltkirche mit Nachdruck zu vertreten. "So bald als möglich, aber nicht später als sechs Monate nach der nächsten Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) im Jahr 2015, soll auf allen Ebenen der niederländischen Kirche die Gleichstellung von Männern und Frauen umgesetzt werden“, heißt es im Beschluss. Die geschlechtsunabhängige Ordination von Frauen zum Pastorendienst gehöre dazu.

Nach langen, ausführlichen Diskussionen, bei denen alle Möglichkeiten der Umsetzung des Beschlusses der Delegiertenversammlung abgewogen worden seien, sei der Exekutivausschuss zur Überzeugung gelangt, dass der Grundsatz der Gleichbehandlung von Mann und Frau am besten bei der Ordinationsfrage verwirklicht werden könne, so die Medienmitteilung der niederländischen Adventisten.

"Die Kirche der Adventisten in den Niederlanden steht entschieden hinter dem Prinzip, dass alle Menschen grundsätzlich gleichwertig sind, unabhängig von Geschlecht, Rasse oder Herkunft. Diese Gleichheit bildet einen wesentlichen Bestandteil unserer Glaubensüberzeugungen“, lautet die Medienmitteilung.

Die niederländische Kirchenleitung sei sich bewusst, dass sie mit ihrer Entscheidung von der Richtlinie der Weltkirche abweiche. Ihr aufrichtiger Wunsch, dieser Richtlinie zu entsprechen und die Einsicht in die Notwendigkeit, dass Einheit in der Kirche wichtig sei, habe sowohl die Entscheidung als auch deren Umsetzung ausgesprochen kompliziert gemacht, meinte Pastor de Bruin. Der getroffene Beschluss sei das Resultat des gegenseitigen Abwägens der Grundsätze von Einheit und Gleichheit. Es sei auch darüber gesprochen worden, ob auf alle Ordinationen verzichtet werden solle, bis die Kirche das Prinzip der Gleichheit anerkenne, oder ob bis zur kommenden Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) 2015 gewartet werden sollte, bei der eine Entscheidung über die Ordinationsfrage erneut anstehe. Schließlich habe der Exekutivausschuss beschlossen, dass die adventistische Kirche der Niederlande in ihren Berichten an die Weltkirchenleitung künftig alle Pastoren, ob männlich oder weiblich, als "ordiniert“ bezeichnen werde.

Demnach werde Elise Happé-Heikoop, Pastorin von Arnhem, Nijmegen und Doetinchem, als ordiniert eingestuft. Zudem würden am 21. September 2013 Pastorin Guisèle Berkel-Larmonie gemeinsam mit ihrem Kollegen Enrico Karg ordiniert.

Link zur englischsprachigen Stellungnahme der Adventisten in den Niederlanden:
http://www.adventist.nl/2013/07/06/netherlands-union-conference-votes-to-ordain-female-pastors/

Studienkommission zur Ordinationsfrage
Der Exekutivausschuss der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) der Siebenten-Tags-Adventisten hat 2012 eine Studienkommission eingesetzt, die sich bis Oktober 2014 mit der Theologie der Ordination befassen solle. Die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen sollten die adventistische Gemeindepraxis unter besonderer Berücksichtigung einer bisher noch nicht in der Freikirche möglichen Ordination von Pastorinnen einbeziehen. Die Ergebnisse würden im Oktober 2014 dem Exekutivausschuss der Weltkirchenleitung vorgestellt, der dazu Empfehlungen verabschiede, welche der adventistischen Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) 2015 in San Antonio, Texas/USA, zur Abstimmung vorgelegt werden sollten.

Frauen in den USA zum Pastorendienst ordiniert
2012 haben fünf überregionale adventistische Kirchenleitungen Beschlüsse zur geschlechtsunabhängigen Ordination gefasst: Die "Columbia Union Conference“ im Osten und die "Pacific Union Conference“ im Westen der USA sowie der "Norddeutsche Verband“, die "Niederländische Union“ und die "Norwegische Union“. In den beiden nordamerikanischen Kirchenregionen sind bisher mehr als zehn Pastorinnen ordiniert worden.

Deutschland
Wie der Präsident des Norddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Johannes Naether (Hannover), mitteilte, liege derzeit kein Antrag von einer der vier regionalen Freikirchenleitungen ("Vereinigungen“) in Nord- und Ostdeutschland zur Ordination einer Pastorin vor. Bei Stellung eines derartigen Antrages werde der Verbandsausschuss darüber nach denselben Kriterien wie für männliche Geistliche entscheiden.

Norwegen
Am 2. Dezember 2012 hat der Vorstand der norwegischen Kirchenleitung beschlossen: "Wir halten es für moralisch und ethisch richtig, den Pastorendienst von Frauen und Männern gleichermaßen anzuerkennen.“ Mit diesem Beschluss wolle die norwegische Kirche keineswegs in Opposition zur Studiengruppe der Weltkirche bezüglich der Ordinationsfrage treten. Sie werde aber keine Person mehr zur Ordination vorschlagen, bis die Ordinationsfrage 2015 geklärt sei.

Ordinierte Pastorinnen umstritten
Frauen können nach ihrem Theologiestudium in der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zwar als Pastorin "gesegnet“ werden und damit fast alle Amtshandlungen, wie Taufe, Abendmahl, Trauung und Beerdigung, vornehmen; doch ordiniert würden nur männliche Geistliche. Nur sie dürften in kirchenleitende Ämter, etwa als Präsident einer "Vereinigung“ oder eines "Verbandes“ (regionale beziehungsweise überregionale Kirchenleitung), berufen werden, da hierfür die Ordination notwendig sei. Während die Ordination von Pastoren weltweit innerhalb der Freikirche Gültigkeit habe, dürften Pastorinnen nur in den Gebieten wirken, die zu einer Kirchenleitung gehörten, welche die Segnung praktiziere.

Die Weltsynoden der Adventisten 1990 in Indianapolis/USA und 1995 in Utrecht/Niederlande hatten die Ordination von weiblichen Geistlichen mehrheitlich abgelehnt. Die Zulassung von Frauen als ordinierte Pastorinnen sei außerhalb von Nordamerika, Westeuropa, China und Australien/Ozeanien, wo nur etwa 13 Prozent der weltweit über 17,6 Millionen erwachsen getauften Adventisten leben, umstritten.

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