Weiterstadt bei Darmstadt, 25.06.2012/APD "Die ersten 20 Frauen sind im staatlichen Krankenhaus in Eldoret, 350 Kilometer westlich der kenianischen Hauptstadt Nairobi, wegen Inkontinenz aufgrund ihrer Genitalbeschneidung operiert worden", freut sich die Kenianerin Evelyn Brenda. In ihrem ostafrikanischen Heimatland sei unter den Massai die genitale Verstümmelung von Mädchen üblich. "Ein Mädchen kann dort erst heiraten, wenn es beschnitten ist." Erst dann gelte es als Frau. "Je jünger die Braut, desto höher der Brautpreis", betonte Brenda. Da in vielen Familien Armut herrsche, komme es ständig vor, dass Mädchen schon im Alter von zwölf bis 14 Jahren von den Eltern an ältere Männer "verkauft" würden, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern.
Deshalb habe Evelyn Brenda in Zusammenarbeit mit der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland und der Abteilung Frauen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ein Mädcheninternat in Kajiado/Kenia gegründet. Dort fänden inzwischen 200 junge Mädchen Zuflucht vor Beschneidung und Zwangsheirat. Sie könnten zur Schule gehen, würden mit allem Lebensnotwendigen versorgt und hätten einen geschützten Rahmen, um in Würde erwachsen zu werden.
Inzwischen sei es ADRA in Zusammenarbeit mit einer kenianischen Nichtregierungsorganisation gelungen, bei den Massai einen Ersatzritus für die Mädchenbeschneidung einzuführen, so Brenda. Die Beschneidung werde zwar abgeschafft, aber die Aspekte einer Einführung ins Erwachsenenalter würden beibehalten. Da alle wichtigen Persönlichkeiten, die bei Beschneidungen mitwirkten, an diesem Initiationsritus beteiligt seien, finde dieser eine hohe Akzeptanz, sodass bereits auch Knaben daran teilnähmen.
Durch die Beschneidung würden viele junge Frauen nach der Geburt ihres ersten Kindes inkontinent werden. "Da sie in dem heißen Klima ständig stinken, werden sie meist von ihrem Ehemann verstoßen und auch aus den Familien verbannt", berichtete Evelyn Brenda. Sie müssten ein erbärmliches Leben am Rande der Gesellschaft führen. Daher führe sie jetzt in Samburo in der Nähe von Kajiado in Zusammenarbeit mit ADRA und der Abteilung Frauen der Adventisten ein weiteres Projekt durch. Dabei solle den Männern bewusst gemacht werden, dass die Inkontinenz ihrer Frauen mit deren Mädchenbeschneidung zusammenhänge. "Aber auch um die Frauen muss man sich kümmern", betonte Brenda. Vielen könne mit einer Operation geholfen werden.
Dr. Hilary Mabeya vom Krankenhaus in Eldoret sei laut Brenda ein Spezialist in dieser Operationstechnik. Er habe die ersten 20 Frauen operiert. Zwar seien die Krankenhausrechnungen in Kenia wesentlich geringer als in Deutschland, doch die ausgestoßenen Frauen könnten sie trotzdem nicht bezahlen. Die Geheilten hätten den Wunsch: "Helft auch unseren Müttern, Cousinen und Schwestern." Viele Frauen in Kenia lebten "auf der Schattenseite ihres Lebens", so Brenda. Doch ihnen könnte geholfen werden.
Unter dem Stichwort "Frauenprojekt Kenia" können Spenden auf das Konto 2000 702 09 von ADRA Deutschland bei der Commerzbank Darmstadt (BLZ 508 800 50) überwiesen werden.
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