Martin Luthers Lebensbereich erstreckte sich vorwiegend auf die heutigen Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Nördlicher als Magdeburg ist der große Reformator niemals gekommen, und seine weiteste Reise war die nach Rom. Der evangelische Theologe und Pfarrer Norbert Roth ging den Spuren Luthers in Mansfeld, Erfurt, Wittenberg, Eisenach und Eisleben nach.
Nach seiner Geburt in Eisleben 1483 verbrachte der Reformator seine Kindheit in Mansfeld, wo er in der Stadtkirche St. Georg seinen Ministrantendienst verrichtete und in die spätmittelalterliche Frömmigkeit hineinwuchs, die er später so vehement bekämpfte, sie selbst aber wirklich nie überwand. Sein Vater brachte es bei zehn Kindern durch Bergbau und Hüttenwesen zu einem gewissen Wohlstand, dessen Söhne den Familiennamen Luder schließlich in Luther veränderten. Wegen seiner Weiterbildung kam Luther nach Erfurt, einer damaligen Großstadt von 19.000 Einwohnern mit Bildungszentrum und Universität, in der er sich einschrieb. Hier fand auch während eines Spaziergangs sein denkwürdiges Gewittererlebnis statt, das den Jurastudenten zum Augustiner-Mönch machte.
Der Autor ließ in diesem Zusammenhang eine knappe Schilderung des bedeutenden Bettelordens einfließen, dem Luther künftig angehörte. Seine Eltern zeigten sich über seinen Klostereintritt ungehalten, da sie bereits Heiratspläne über den jungen Magister und künftigen Juristen hatten. Roth ging natürlich auch auf Johann von Staupitz, Luthers Lehrer, Beichtvater und Augustiner-Oberen, näher ein, dessen tiefe Frömmigkeit in einer starken Christusverbundenheit wurzelte. Zum anderen faszinierte Roth die kirchliche Vielfalt Erfurts und deren Geschichte. Doch keine Stadt ist mit der Person Martin Luthers und der damit verbundenen Reformation so wie Wittenberg verknüpft, in der er dem Gräzisten und Philosophen Philipp Melanchthon begegnete und an deren Universität unter anderem Paul Gerhardt und Gotthold Ephraim Lessing studierten.
Luther erkannte die Missstände der Kirche und die dringende Notwendigkeit für Reformen. Roth zitierte Nikolaus von Kues: "Wir sehen eine Kirche, die noch nie so tief gesunken ist wie heute." Der damalige Papst Leo X., keinesfalls ein Theologe, eher ein leidenschaftlicher Angler und Jäger, wollte sich vor allem mit dem Weiterbau des Peterdomes ein Denkmal setzen. Man schreibt ihm auch die ketzerischen Worte zu: "Alle Welt weiß doch, wie viel uns diese Fabel von Christus eingebracht hat." Luther predigte voller Zorn und Leidenschaft gegen den Missbrauch des Ablasses und fasste seinen Protest in den berühmten 95 Thesen in lateinischer Sprache ab, die als Thesenanschlag an der Wittenberger Schlosskirche in die Geschichte eingingen. Ob der Reformator dafür Hammer und Nagel verwendete oder die Thesen lediglich Kardinal Albrecht von Brandenburg geschickt hat, wird sich nach Norbert Roth nie klären lassen. Luther ging es mit seiner Theologie allein um Gottes Wahrheit und um sein persönliches Heil.
Mit besonderer Sorgfalt behandelte der Autor auch Eisenach, die Wartburg und Luthers Geburts- und Sterbeort Eisleben, welche als wichtige Stationen des großen Reformators gelten und so die elementaren Kenntnisse jedes bekennenden Protestanten neu beleben und auffrischen.
Dr. Wolfgang Tulaszewski
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