Amizmiz/Marokko, 11.02.2010/APD Mit einem Großaufgebot durchsuchten Polizisten am 4. Februar das Haus eines Christen in der marokkanischen Kleinstadt Amizmiz, 55 Kilometer südlich von Marrakesch. Wie das Hilfswerk für verfolgte Christen "Open Doors“ erfuhr, hatte sich dort gerade eine kleine Gruppe von Christen versammelt. 18 Marokkaner und ein US-amerikanischer Besucher seien verhaftet und zu Verhören auf die Polizeistation gebracht worden. Unter den Festgenommenen hätten sich auch fünf Kleinkinder im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren befunden. Nach Razzien in Häusern von Christen im März und Dezember 2009 sei dies das dritte Mal, dass Treffen von Christen durch die Polizei beendet wurden. "Nach dem Verhör durften die marokkanischen Bürger wieder gehen.“ Der US-Amerikaner sei laut dem Hilfswerk zum Flughafen gebracht worden und hätte das Land verlassen müssen.
14 Stunden Verhör
Der marokkanische, inzwischen freigelassene Gemeindeleiter, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, habe "Open Doors“ mitgeteilt, dass die Christen von der plötzlichen Hausdurchsuchung mit nahezu 60 Beamten in 15 Autos überrascht worden seien. "Es ist das erste Mal in der jüngeren Geschichte der Kirche in Marokko, dass Regierungsbehörden mit solch einem Großaufgebot eine kleine Gruppe von Christen angehen." Er wisse von keinem derartigen Vorgehen selbst gegen fundamentalistische Muslime. Die Einsatzgruppe wäre von einem Oberst und zwei Hauptleuten geleitet worden. Zudem seien der Bezirkschef von Amizmiz und führende muslimische Geistliche dabei gewesen. Während des 14-stündigen Verhörs bis in die frühen Morgenstunden des 5. Februar hinein wären Fotos und Videoaufnahmen von den Verhafteten gemacht worden. Die Beamten hätten Bibeln, Liederbücher, zwei Laptops, ein Mobiltelefon und eine Digitalkamera beschlagnahmt. "Die kleinen Kinder, welche die 14-stündige Tortur aushalten mussten, sind wirkliche Helden", so der Gemeindeleiter.
Operation gegen Missionar
Die "Maghreb Arabe Press" (MAP) veröffentlichte eine Erklärung des Innenministers. Demnach habe es der "ausländische Missionar auf eine Gruppe von 14 Marokkanern abgesehen, um den christlichen Glauben im Königreich zu verbreiten". Weiter hieß es, zu der Operation sei es nach Informationen über ein geheimes Treffen gekommen, bei dem Menschen zum Übertritt zum Christentum veranlasst werden sollten. Das würde den Glauben von Muslimen erschüttern und die Werte des Königreichs untergraben.
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