Erzhausen, 23.03.2009/APD Nur wenige Texte der neueren Kirchengeschichte haben so nachhaltig auf den weiteren Weg des pietistischen Protestantismus in Deutschland eingewirkt wie die "Berliner Erklärung" zur Pfingstbewegung aus dem Jahr 1909. Unterzeichnet von 56 Persönlichkeiten aus dem Bereich der Evangelischen Allianz, also aus der Gemeinschaftsbewegung und den "klassischen" Freikirchen, steht sie als historisches Dokument für das Ringen um eine angemessene Beurteilung der anfänglich so bezeichneten "Zungenbewegung", die am Beginn des 20. Jahrhunderts über Skandinavien auch Deutschland erreichte. Da sich die Gemeinschaftsbewegung und die damaligen Freikirchen von den „Zungenrednern" entschieden abgrenzten, sammelten sich die "Pfingstler" im Mülheimer Verband.
Knapp einhundert Jahre später, im März 2008, trafen sich in Kassel je zehn Vertreter der Gemeinschaftsbewegung und des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden, um über die "Berliner Erklärung" und ihre Nachwirkungen ins Gespräch zu kommen. Das Ergebnis des Treffens war eine gemeinsame Erklärung, die den Stand eines in den 1970er Jahren einsetzenden Annäherungsprozesses dokumentiert.
Unter dem Titel "100 Jahre Berliner Erklärung" führen der Verein für Freikirchenforschung und der Interdisziplinäre Arbeitskreis Pfingstbewegung an der Universität Heidelberg am 27. und 28. März eine gemeinsame Tagung auf dem Campus des Theologischen Seminars "Beröa" in Erzhausen bei Darmstadt durch. Dabei sollen aus historischer, konfessionskundlicher, systematisch-theologischer und interkultureller Perspektive der Weg der Pfingstbewegung bis in die Gegenwart sowie ihre Zuordnung zum erwecklich-evangelikalen Zweig der Christenheit beleuchtet werden.
Mit Paul Schmidgall und Richard Krüger werden zwei Vertreter der Pfingstbewegung den Weg von der "Berliner Erklärung" bis zur "Kasseler Erklärung" erläutern. Werner Bayer legt die historischen Hintergründe und Umstände dar, die zur Abfassung der „Berliner Erklärung" führten. Präses Ekkehart Vetter referiert über die Identität des von ihm geleiteten Mülheimer Verbandes zwischen Pfingstbewegung und Evangelikalismus. Weitere Referenten werden die Pfingstbewegung als globales Phänomen untersuchen. Eine Podiumsdiskussion, unter anderem mit Reinhard Hempelmann, Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Berlin), und Professor Michael Bergunder (Heidelberg), der dem Interdisziplinären Arbeitskreis Pfingstbewegung vorsteht, beschließt die Tagung. Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.freikirchenforschung.de.
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