Evangelischer Theologe hat Zweifel an Schreibweise des Gottesnamens „Jahwe“

Bonn, 11.04.2008/APD Der Theologe Wolfram Kinzig bezweifelt, dass der Gott der Juden und Christen wirklich „Jahwe" ausgesprochen wurde. Diese Aussprache werde zwar in modernen Bibelübersetzungen überall genannt, sei aber keinesfalls sicher, heißt es in einer am 9. April veröffentlichten Untersuchung des evangelischen Bonner Kirchenhistorikers.

Der Gottesname in der hebräischen Bibel setzt sich aus den Konsonanten JHWH zusammen. Wie dieses sogenannte „Tetragramm" ausgesprochen wurde, können Forscher aus der Buchstabenfolge bis heute nicht sicher rekonstruieren. Hintergrund ist, dass Hebräisch bis ins frühe Mittelalter ohne Vokalzeichen geschrieben wurde.

Kirchenhistoriker seien bislang davon ausgegangen, so Professor Kinzig, die Aussprache „Jahwe" aus griechischen und lateinischen Umschriften der Kirchenväter rekonstruieren zu können. Als wichtigste Quelle hätten sie eine Passage aus dem Werk „Teppiche" (Stromateis) des griechischen Theologen Klemens von Alexandrien (gestorben um 220) herangezogen. Eine Überprüfung der handschriftlichen Überlieferung zeige jedoch, dass die griechische Wiedergabe des „Tetragramms" in den Handschriften uneinheitlich sei.

„Schon zur Zeit der Kirchenväter war alles andere als klar, wie der Gottesname überhaupt geschrieben wurde", betonte der Theologe. Nach seinen Worten kursierten damals konkurrierende Schreibweisen und sorgten für Verwirrung.

Im Judentum werde der Gottesname seit dem frühen Mittelalter aus Ehrfurcht nicht verwendet und nur umschrieben. Auch evangelische Theologen diskutierten darüber, ob der Gottesname ausgesprochen werden solle oder nicht. Nach Meinung Kinzigs stehe der Verwendung von „Jahwe" aus christlicher Sicht nichts im Weg, auch wenn die Aussprache unsicher bleibe. Im jüdisch-christlichen Dialog sollte man aber aus Rücksicht auf die jüdischen Gesprächspartner darauf verzichten.
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