Nairobi/Kenia, 08.12.2007/APD „Als ich im Jahr 2002 meine Arbeit in Kenia aufnahm, hatten wir jeden Tag 200 bis 300 Aids-Tote im Land zu beklagen", sagte der Direktor der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Kenia, George Baiden (Nairobi). „Inzwischen können wir feststellen, dass die Aids-Rate sinkt und auch die Zahl der Neuinfektionen deutlich zurückgegangen ist. Darüber sind wir sehr glücklich, doch der Weg vor uns ist noch lang und beschwerlich."
Armut und Arbeitslosigkeit seien die Basis, auf der sich Prostitution und Promiskuität mit allen ihren Folgen, auch Aids, ausbreite. Es treffe besonders junge Menschen in dem Alter, wo sie begännen, sexuell aktiv zu werden. Schlimm sei dabei auch die Ausdünnung der tragenden Altersschicht „Es sind die Eltern, die arbeitenden Männer und Frauen, die den Unterhalt ihrer Familie sichern. Sie hinterlassen dramatische Lücken in der Gesellschaft", betonte Baiden. Minderjährige Kinder stünden alleine da, Alte und Hilfsbedürftige entbehrten der Unterstützung durch ihre Familien. So entstünden völlig neue Wohn- und Lebensgemeinschaften, in denen man sich gegenseitig helfe, das Leben irgendwie zu meistern. „Eine alte Frau hat 35 Waisenkinder bei sich aufgenommen. Ihre Enkel und Urenkel sind darunter. So ist es zu verstehen, dass wir in jedem Haushalt durchschnittlich 41 Prozent HIV-Infizierte haben."
ADRA habe deshalb mit der Beratung und Betreuung in den Privathäusern begonnen, denn Aids sei ein Tabu-Thema. Doch wenn die Kranken Medikamente erhielten und lernten, wie und womit sie sich ernähren müssten, gewönnen sie Vertrauen zu den Helfern. „Natürlich können die Kranken ihre spezielle Nahrung und Arznei nicht bezahlen. Das erhalten sie von uns. Aber sie müssen aktiv mitmachen und zeigen, dass sie ihre Krankheit soweit wie möglich in den Griff bekommen wollen", berichtet der ADRA-Direktor. Ganz wichtig sei es Trainer auszubilden, die diese Arbeit als Multiplikatoren fortführten.
Die enge Zusammenarbeit mit der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten und ihrer Diakonie sei bei diesen Programmen eine große Hilfe. Das Thema „Schuld" und „Strafe Gottes" bewege viele Gemüter in ihrer Not. Längst werde daher diese Problematik auch in den Kirchen thematisiert. Hier spielten Jugendliche als Aufklärer eine große Rolle. Sie veranstalten Diskussionsrunden, seien bei Sportveranstaltungen präsent und machten auf ihre Aktionen aufmerksam. „Diese Arbeit ist sehr erfolgreich, denn sehr offen sprechen diese Jugendlichen Fragen der Sexualität an: Schutz vor Missbrauch im Kindesalter, Sexualverhalten in der Pubertät, Fragen der sexuellen Enthaltsamkeit und der Hygiene", hob Baiden hervor. Dazu gehöre auch die Aufklärung über den Gebrauch von Kondomen. Zwar würden sie nicht kostenlos verteilt, weil dadurch eine missverstandene Aufforderung zu freizügigem Geschlechtsverkehr gesehen werden könnte, aber ihre Verwendung werde empfohlen.
Die Erwachsenen erreiche ADRA „indem wir den Eltern helfen, mit ihren Kindern Fragen zur Sexualität überhaupt offen zu besprechen". Das sei keine einfache Arbeit. Sie erfordere viel Einfühlungsvermögen. „Eine zweite Gruppe sind die Lehrer in den öffentlichen Schulen, die ebenfalls auf diese Aufgabe vorbereitet werden müssen", hob Baiden hervor. Inzwischen gehöre diese Aufklärungsarbeit an vielen Schulen zum Lehrplan. Über die Lehrerschaft gelange die Thematik in die Vereine, Ämter und öffentliche Einrichtungen.
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