EKD-Friedensbeauftragter kritisiert Bundeswehr-Nachwuchswerbung

Bremen, 03.10.2012/APD Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Pastor Renke Brahms (Bremen), kritisierte die "aggressive" Nachwuchswerbung der Bundeswehr. Nach den jüngsten Medienberichten über Ferien-Camps für Jugendliche sei das Maß für ihn voll. Es wäre keine Frage, alle Unternehmen und gesellschaftlichen Institutionen müssten perspektivisch Strategien gegen den Fachkräftemangel entwickeln. Er stehe jedoch auf dem Standpunkt, dass Jugendliche über alle Aspekte eines Berufsbildes informiert werden sollten, damit sie eine unabhängige Entscheidung treffen könnten. Immerhin handele es sich dabei um eine Entscheidung, die sich auf das gesamte weitere Leben erheblich auswirke.

"Es ist nicht seriös", so Brahms, "wenn die Bundeswehr Minderjährige anspricht und ihnen den Beruf des Soldaten als Abenteuerurlaub schildert". So gehe sie aber vor, wenn sie 16-jährigen Schulabgängern systematisch Werbung per Post zuschicke oder ihnen in den sozialen Medien Abenteuer-Camps verspreche. "Ich habe mit zahlreichen Eltern gesprochen, die – wie ich finde zu Recht – verärgert sind, dass ihren Kindern ungeprüft vermeintlich verlockende Karrierechancen angeboten werden." In dem Rekrutierungsmaterial gehe es um guten Verdienst, Aufstiegsmöglichkeiten und Führungsverantwortung. "Nur am Rande oder gar nicht ist von Auslandseinsätzen die Rede, vom Töten oder der Gefahr für das eigene Leben und die seelische Gesundheit ganz zu schweigen."

Deutliche Kritik übte Brahms am jüngsten Werbevideo der Bundeswehr. "Krieg und Auslandseinsätze als Party in der 'coolen Berghütte' zu tarnen und für diese Marketingaktion auch noch eine Medienpartnerschaft mit einer verkaufsstarken Jugendzeitschrift einzugehen, finde ich geschmacklos und auch in puncto Datenschutz äußerst fragwürdig." Es gebe ein paar Dutzend Plätze, aber eine Flut von Rückmeldungen. Auf diesen Kontakten zu interessierten Jugendlichen könne die Bundeswehr dann aufbauen.

Der EKD-Friedensbeauftragte forderte die Bundeswehr dazu auf, die Rekrutierung Minderjähriger per Post und Facebook sowie mit Schulungs-Offizieren grundsätzlich einzustellen. In Informationsmaterialien müssten die verpflichtenden Auslandseinsätze und deren mögliche Folgen klar benannt werden. Die Adressdaten aller nach Medienberichten 800 an den "Adventure-Camps" interessierten Jugendlichen seien zu löschen. Auch Medienpartnerschaften mit Magazinen und Hörfunksendern, die sich an Minderjährige richteten, sollten nicht mehr eingegangen werden.
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