Artikel der adventistischen „Glaubensüberzeugungen“ überarbeitet

Die Delegierten der 60. Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) der Siebenten-Tags-Adventisten in San Antonio, Texas/USA, haben Änderungen an einigen der 28 Artikel der „Glaubensüberzeugungen“ der Freikirche vorgenommen. Die meisten Anpassungen waren sprachlicher Natur. Größere Veränderungen gab es bei Artikel 6 „Die Schöpfung“, sowie bei Artikel 18 „Die Gabe der Weissagung“, der die Bedeutung der Schriften der Mitgründerin der Kirche, Ellen Gould White, für die Adventisten beschreibt.

Laut dem Präsidenten der weltweiten Kirche, Pastor Ted N. C. Wilson, wurde die Kirchenleitung von der Weltsynode 2010 in Atlanta, Georgia/USA, beauftragt, die 28 Artikel der adventistischen „Glaubensüberzeugungen“ sprachlich durchzusehen und gegebenenfalls Vorschläge für bessere und präzisere Formulierungen zu präsentieren. Die jetzt der Weltsynode vorgelegten Änderungsvorschläge seien nach Angaben von Pastor Artur Stele, einem der sechs Allgemeinen Vizepräsidenten der Weltkirchenleitung, durch viele Gremien und in Konsultation mit allen dreizehn überregionalen Kirchenleitungen (Divisionen) besprochen und vorbereitet worden. Es gehe dabei ausschließlich um sprachliche, nicht aber um inhaltliche Änderungen bisheriger Glaubensvorstellungen, sowie um Vereinheitlichung der Begriffe. So sei auch auf eine inklusive Sprache geachtet worden.

Glaubensartikel 6 „Die Schöpfung“
Größere Eingriffe gab es in der sprachlichen Gestaltung von Artikel 6 „Die Schöpfung“. Eingefügt wurde die Formulierung, dass Gott die Erde in „einer jungen sechs-Tage-Schöpfung“ geschaffen habe. Weiter wurde klargestellt, dass der Sabbat ein Erinnerungszeichen des Werkes Gottes sei, das in „sechs buchstäblichen Tagen“ ausgeführt und vollendet wurde, „welche gemeinsam mit dem Sabbat die gleiche Zeiteinheit bilden, die wir heute als eine Woche bezeichnen“.

Für Adventisten hat der biblische Bericht der Schöpfung eine besonders hohe Bedeutung. Die wöchentliche Feier des Sabbats (Samstag) wird in den Zehn Geboten mit der Einsetzung des siebten Tages bei der Schöpfung begründet. Ferner werden wesentliche Glaubenslehren mit dem Schöpferhandeln Gottes verknüpft. So mache das Erlösungshandeln Jesu Christi nur auf dem Hintergrund Sinn, dass es auch eine Erschaffung und einen Sündenfall des Menschen gegeben habe, betonte Holger Teubert, stellvertretender Mediensprecher der Freikirche in Deutschland.

Glaubensartikel 18 „Die Gabe der Weissagung“
Viel diskutiert wurde die vorgeschlagene Änderung des Artikels 18 „Die Gabe der Weissagung“. Er beschreibt die Bedeutung der Schriften der Mitgründerin der Siebenten-Tags-Adventisten, Ellen Gould White, für die Adventisten. Der Änderungsvorschlag sieht eine klarere Formulierung der Unterscheidung der Rolle der Bibel und den, nach adventistischem Verständnis, prophetischen Schriften von Ellen White vor.

In der bisherigen Fassung von 1980 hieß es: „Ihre Schriften sind eine fortwirkende, bevollmächtigte Quelle der Wahrheit“. Nach Lothar Wilhelm, ehemaliger Präsident der adventistischen Kirchenregion Nordrhein-Westfalen, sei diese Formulierung missverständlich: „Weil Christen im Allgemeinen die Bibel als die ‚Quelle der Wahrheit’ betrachten, konnte durch diese Formulierung der Eindruck entstehen, dass Adventisten das Schrifttum Ellen Whites der Bibel gleichstellen. Wir glauben aber nicht an eine solche Gleichstellung. Sie wäre im Widerspruch zur Präambel und zu Artikel 1 der Glaubenspunkte“. Der neu formulierte Satz lautet: „Ihre Schriften sprechen mit prophetischer Autorität und geben Trost, Führung, Unterweisung und Zurechtweisung für die Gemeinde.“ Diese vorgeschlagene Textänderung wurde mit überwältigender Mehrheit von den Delegierten in San Antonio angenommen.

Rolle und Verständnis der adventistischen „Glaubensüberzeugungen“
In der verhältnismäßig kurzen Geschichte der adventistischen Kirche (offizielle Gründung im Jahr 1863) seien die Glaubensartikel häufig und stark verändert worden, so Wilhelm. Das zeige, dass sie nicht als ein unveränderliches Glaubensbekenntnis (Credo) anzusehen seien, mit dem die biblische Wahrheit ein für alle Mal erfasst werden solle. Die Glaubenspunkte sollen Außenstehenden eine Vorstellung von dem vermitteln, was Adventisten glauben, und Gemeindemitgliedern und Pastoren die Lehrpunkte für den Bibelunterricht zur Taufe vorgeben. „Richtschnur für den Glauben sind nicht formulierte Lehrsätze, sondern ist das ganze Wort Gottes“, betonte Wilhelm.

Siebenten-Tags-Adventisten unterscheiden zwischen den Lehren des Wortes Gottes und ihrem Verständnis dieser biblischen Lehren: „Niemand sollte das, was er aus dem Wort Gottes verstanden hat, für die ganze biblische Wahrheit halten“, so Lothar Wilhelm. Mit tieferem Verständnis der biblischen Wahrheit müssten auch die Formulierungen geändert werden. Dies entspreche der Präambel der „Glaubensüberzeugungen“.

Die bisherige Formulierung der adventistischen „Glaubensüberzeugungen“ (inklusive Präambel):
http://www.adventisten.de/ueber-uns/unser-glaube/unsere-glaubenspunkte/

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